hier ist das 5. Türchen!
Ich wurde von Jochen (Dreispan) nominiert und gefragt, ob ich etwas über meine Glaskunst schreiben könnte. Das mache ich doch gerne!
Allerdings musste ich dafür ziemlich tief in den Archiven kramen, viele Bilder stammen noch aus der „vordigitalen“ Zeit und wurden eingescannt.
Bis 2009 hatte ich ein eigenes Glasstudio und habe mich überwiegend mit dem Bereich „Warmglas“ beschäftigt. Dieser Begriff ist eigentlich vor allem in den USA bekannt und bezeichnet Techniken, die zwischen Heißglas (Glasblasen) und Kaltglas (Schleifen, Gravieren) liegen. Dabei wird farbiges Glas zerteilt oder zerkleinert (in Stücke oder Pulver) und anschließend wieder zusammengefügt und zusammengeschmolzen.
Im Jugendstil gab es diese Technik bereits schon mal, sie hieß damals „Pâte de Verre“. Dabei wurden Glaspulver zu Pasten verarbeitet und dann aufwändig in mehrteilige Gipsformen gefüllt. Im Ofen verschmolz das Ganze zu einem Gefäß.
Hier ist das Cover eines Buches zu diesem Thema. Heute gibt es nur noch wenige Künstler in Japan, die diese Technik noch richtig beherrschen.
Meine eigenen Versuche in dieser Richtung sahen so aus:
Die Schale hat einen Durchmesser von 45cm und ist ca. 1cm dick, dafür braucht man schon einiges an Glaspulver.
Um diese Glaspulver zu erhalten, musste ich farbige Glasplatten zerkleinern, die dafür geeignet sind – und man glaubt gar nicht, wie viel Arbeit das ist! Bald hatten wir jedoch die Idee, das Glas zu sprengen. Dafür füllte ich einen Tonblumentopf (mit Loch am Boden) mit Glasscherben und stellte das Ganze in einen Ofen, der unten ebenfalls ein Loch hatte. Wenn das Glas schmolz, lief ein schöner Faden aus dem Ofen und wurde in einen Eimer mit kaltem Wasser geleitet. Das Glas explodierte sofort in kleine Krümel. Ein weiterer Vorteil dieser Technik ist, dass opake Gläser dabei entmischen. Es entsteht eine transparente Haut auf der Oberfläche der Krümel, und wenn man diese dann zu einem Glasobjekt verschmilzt, erhält man die schöne Struktur, die im roten Bereich der „Ursuppenschale“ zu sehen ist.
Hier ist ein Foto dieser Glassprengvorrichtung - sehr einfach, aber sehr effektiv
Angebermodus an: Für diese Arbeiten habe ich 2008 den Sonderpreis des Gestaltungspreises des Handwerks Rheinhessen bekommen. Angebermodus aus.
Eine weitere Technik, mit der ich mich noch viel länger beschäftigt habe und von der es deswegen auch deutlich mehr Fotos gibt, ist das Roll-up. Diese Technik wurde vom deutschen Glaskünstler Klaus Moje entwickelt. Nachdem ich eine Demonstration besucht hatte, war mir sofort klar, dass ich das auch lernen muss. Mein Glück: Ein befreundeter Glasbläser hatte bei der Demonstration Klaus Moje assistiert (man kann diese Technik nur im Team anwenden), und so stand ich schon am nächsten Montag bei ihm auf der Matte.
Die Technik im Detail zu beschreiben, würde den Rahmen sprengen, aber so viel: Man verschmilzt geeignete farbige Gläser (die denselben Längenausdehnungskoeffizienten haben müssen) zu einer dicken Platte, nimmt diese mit einer Glasmacherpfeife auf, rollt die Platte zu einem Zylinder, verschließt diesen, bläst die gewünschte Form, hängt das Objekt an eine andere Pfeife, macht den Rand fertig, schlägt das heiße Teil ab und setzt es sofort in einen Kühlofen, der etwa 600–700 °C hat (deshalb der Astronautenanzug am Ende). Diese Technik wird leider nur noch von wenigen Künstlern ausgeführt. Die Objekte sind sehr aufwändig in der Herstellung, die Oberfläche muss noch geschliffen und poliert werden, und sie liegen daher im vierstelligen Preissegment. Es gab Zeiten, da konnte man sie tatsächlich verkaufen. Im Moment werden sie leider in den paar letzten Galerien, die noch Sachen von mir haben, verramscht ☹
Hier paar Fotos von der Herstellung:
und hier ein paar meiner Roll-ups, leider habe ich gar nicht so viele Fotos (das meiste ist auf Dias, das war damals so üblich), ich musste die daher aus Katalogen raus kopieren Zum Schluss ein weiteres Foto: Hier war ich in einem Workshop bei meinem großen Idol Klaus Moje, wo ich lernte, wie man die Oberflächen der Roll-ups und auch meiner Pâte-de-Verre-Schalen durch Schleifen und Polieren veredelt. Es ist schön, dass ich dieses Bild gerade wiedergefunden habe – es wird in groß in meine derzeitige Werkstatt kommen. Klaus Moje ist leider 2016 verstorben.
Und wer jetzt die pink-farbenen Objekte sieht und sich wundert: Für diese Serien habe ich ebenfalls einen Gestaltungspreis erhalten
So, Schluss mit den „alten Kamellen“, jetzt muss ich noch den Bogen zum Holz und zum Advent schlagen.
Dafür muss Udo nochmal herhalten. Er sitzt immer noch fest, weil er nur eine Plastikkuppel mit Panzerbandscharnier hat, die ihn nicht durch unsere Atmosphäre lässt. Aber ich habe bereits einen befreundeten Glasbläser kontaktiert. Nach Weihnachten werden wir da etwas unternehmen, und dann gibt es wahrscheinlich noch mehr UFOs und Dosen mit Glasdeckeln und Kuppeln – für ein Einzelstück lohnt sich der Aufwand nämlich nicht.
Damit sind wir bei Udo, der aktuell zusammen mit den anderen hier ansässigen Räucherfiguren den obligatorischen weihnachtlichen Friedenssong probt. Die letzten Jahre war der Song sehr einfach:
„Frieden, der für immer hält, wünschen wir der ganzen Welt.“
Hier ist zum Beispiel das Video vom letzten Jahr:
Instagramm
ich hoffe das mit dem link klappt so
Allerdings reicht es dieses Jahr nicht mehr, einfach nur zu wünschen. Wir haben den Song in eine Forderung umgewandelt und uns den Abschluss-Song der Cosmic Dross Band „Henge“ ausgeliehen, der bei allen ihren Konzerten zum Abschluss gespielt wird. Aber in diesen Zeiten heiligt der Zweck die Mittel.
Henge demilitarise
Hier schon mal der der Text zum üben:
We demand
That the weapons of war
Are manufactured no more
Demilitarize
We demand
That we have in its place
The means to unite
And colonize space
Songwriter: Peter Turner, Samuel Draper, Roy Medhurst, Matthew Christeven Whitaker
Nur für nicht-kommerzielle Zwecke.
Am 23.12 singen wir das dann alle zusammen und schicken wie jedes Jahr in die Welt.
Die Sänger dieses Jahr sind:
Udo vom Planet Amphibios 9, derzeit auf der Erde um Räucherkerzen zu kaufen
Ukluk ein Urukai aus Mittelerde, hat da bisschen Mist gebaut und ist hier auf Bewährung
ein blaues Einhorn, immer stoned, so dass wir nix genaues von ihm wissen
Häuptling qualmende Socke, ein Indianer und aktuell der Bewährungshelfer von Ukluk
In diesem Sinne einen schönen Advent
Macht euer Ding und macht es gut
Grüße Helga