3. internationales Blaues Drechslertreffen in Frankreich - 24. Sept. bis 01. Okt. 2025
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Dippschale

Nützliches für den Alltag

Moderator: Harald

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Buchfink
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Dippschale

Beitrag von Buchfink »

dipp_2.jpg
Im Oktober bekam ich zu meiner Überraschung einen Auftrag im Bereich Interieur/Geschirr
Es sollte eine quadratische Schale mit dem Kantenmaß von 45 cm x 45 cm x 8 cm erstellt werden.

In der Mitte eine Ausbuchtung für Kartoffelchips oder Fleischbällchen - im Kreis drum herum 4 runde Einfräsungen für Dippschälchen.
Der „Kunde“ lieferte dafür Kirsche Kanteln und Mahagonileisten.
Schon während der Planung stellte sich allerdings heraus, dass das Objekt, bedingt durch das Kantel Maß, von der Tiefe sehr knapp bemessen war.
Darüber hinaus kam ich während der Planungsphase zu der Überzeugung, dass dem Klotz seine Wuchtigkeit genommen werden musste.
Nach Anfertigung einigen Skizzen entschied ich mich für die Nr. 1 bzgl. Form der Unterseite.

Die obere Fläche musste aufgrund der eingebrachten Schälchen gerade bleiben. Auch durfte die ganze Geschichte zu Gunsten einer
leichten Reinigung nicht zu viel Schnörkel enthalten.

Um nicht unnötig Materialdicke einzubüßen, spannte ich die fertig verleimten Kanteln auf eine Vakuumscheibe und sicherte
mit kurzen Schrauben im äußeren Bereich - der ja später meinem Ellsworth Eisen für eine elegantere Anmutung zum Opfer fallen sollte.

Zunächst wurde ein 125 mm Rezess eingestochen, die Schale gewendet, mit einem Axminster Präzionsspannfutter gespannt und der Boden fertig gedreht.

Bei guter Drehzahl macht so ein viereckiges Ding mächtig Wind um sich herum. Es ist dabei eine wahre Freude das Eisen immer wieder
in das pfeifende schnell rotierende Holz zu senken, ihm Gewicht zu nehmen, es zu formen und dabei die Späne meterweit fliegen zu lassen.
Man gerät dabei schnell in eine euphorische Stimmung, kann kaum aufhören und ist geneigt alles Holz zu zerspanen. Aber die Vernunft muss siegen,
denn am Ende winkt der Lohn, ein fertiges Stück Mobiliar und ein hoffentlich zufriedener Kunde.

Ich ließ den äußeren Boden zu den vier Ecken leicht abfallen, der mittlere Bereich wurde leicht hohl gedreht um der Schale ein wenig mehr Eleganz zu verleihen.
Leider habe ich kein Foto von der Unterseite. Die Zeichnung gibt aber Aufschluss darüber, wie der Boden ausgeformt ist. Hier ist aber sicherlich noch Raum für Varianten.

Wieder gewendet fand der Rohling in einem zweiten Vakuumfutter seine festen Sitz. Gesichert wurde mit ein paar kurzen Schrauben in den
Bucheleisten, die gegen das Ausreißen angeleimt worden waren.

Schicht für Schicht formte ich in diesem Arbeitsgang die Aushöhlung für die Chips. Eine gute Form studierte ich an entsprechenden Glas- bzw. Porzellan Schalen.

Abschließlend überdrehte ich die obere Fläche leicht. Das mit der „Breitseite“ eingesetzte Ellsworth Eisen hinterlässt hier eine so gute Oberfläche,
so dass die Schleifarbeit deutlich reduziert wird. Ich übergab die Schale „roh“, da der Kunde sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht für eine bestimmte Oberflächenbehandlung entscheiden konnte.

Die Aufnahmen für die Dippschalen wurden mittels Lochbohrer und Oberfräse eingebracht, abschließend die Bucheleisten abgeschnitten und die Kanten sauber verschliffen.
Letztendlich entschied sich der Kunde für eine Ölung mit Drechselöl und sendete mir nun endlich die beiden Fotos der Schale.

Für so ein Riesending hat aber wohl nicht jeder Platz, aber wer das Holz liebt, der gönnt sich wohl so etwas.Vielleicht findet der eine oder andere hier
gefallen an diesem Objekt oder erhält Anregungen für eine eigene Kreation.
Ich selbst habe wieder viel gelernt bei diesem Projekt und nicht nur viel Wind um Nichts gemacht... ;)

Gruß Reinhard
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Heinz-Josef
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Re: Dippschale

Beitrag von Heinz-Josef »

Hallo Reinhard,

die Wahl des Materials sowie die Bearbeitung läßt keine Wünsche offen.
Auch die Idee ist bewundernswert.
Deine Beschreibung ist eindeutig und auf den Punkt gebracht. Dabei helfen die Zeichnungen ungemein.
Auf die Perfektheit Deiner Fotos gehe ich bewußt nicht ein - Das kann keiner besser :wink:
Aber kann es sein, dass durch den "kleinen" Boden in der Mitte des Objekts dieses etwas wackelig wird beim Eindippen ???

Gruß
Heinz-Josef
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Erick
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Re: Dippschale

Beitrag von Erick »

Hallo Reinhard
Eine feine , saubere Arbeit ! Ich glaube wir werden von Dir noch schöne Dinge zu sehen bekommen.
Ich möchte mir aber doch noch eine kritische Anmerkung erlauben.
Bei der Verleimung der Hölzer hätte ich auf eine passendere Ausrichtung der Holzmaserung geachtet.
Natürlich kann es sein, daß es gerade so, wie Du es ausgerichtet hast, gefällt oder so gewünscht war.
Es grüßt Dich Erick
jockel
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Re: Dippschale

Beitrag von jockel »

Hallo,
mit gefällt das Endergebniss überhaupt nicht.
1. Die Holzauswahl ist grausam.
2. Die Lamellenbreite ist es ebenso.
3. Festgeleimter Rahmen = Anscheinend wenig bis keine Ahnung von Massivholzverarbeitung und deren Besonderheiten

Gruß Jockel.
Hasel
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Re: Dippschale

Beitrag von Hasel »

Hallo Jockel


Wie hättest Du es denn gemacht??

Gruss
Hasel
jockel
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Re: Dippschale

Beitrag von jockel »

Hi Hasel,
wenn schon unbedingt verleimt (mir gefällt das bei gedrechselten Sachen nicht) dann aus 4Lamellen und die nach den Regeln der Massivholzverarbeitung verleimt. Entweder stehende Jahresringe oder wenn schon Flader dann immer ein rechtes an ein linkes.
Rahmen ausseherum komplett weglassen, denn was bei Feuchteschwankungen mit Massivholz passiert sollten wir alle wissen.
Die 4 Dippbohrungen weiter nach aussen in die Ecken setzen so dass eine optische Trennung zu Schale erfolgt.


Gruß Jockel
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Fritz-RS
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Re: Dippschale

Beitrag von Fritz-RS »

Reinhard,

abgesehen davon, daß mir Dein Produkt grundsätzlich sehr gefällt, hatte ich Jockel zur holztechnischen Meinung zuerst Recht geben wollen.
Erst beim genauen Hinsehen entdeckte ich, daß Du nicht, wie zuerst vermutet, Langholz gegen Querholz geleimt hast.
Selbst das wäre, wenn es halten würde,- und das tut es bei solchen Dimensionen meistens-, (nur theoretisch nicht) aus künstlerischer Sicht verzeihbar.

Wenn man 4 Dippschälchen mit versch. Inhalten anbietet, bietet es sich auch an, sie allen zugänglich zu machen.
Es wäre nicht falsch, solch ein Teil auf einen Drehteller zu stellen, damit sich alle von jeder Seite daran erfreuen können.

meint
Fritz
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