3. internationales Blaues Drechslertreffen in Frankreich - 24. Sept. bis 01. Okt. 2025
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Die Kolumne für den April 2020
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Die Kolumne für den April 2020
Dann warten wir gespannt auf den Beitrag von Peter.
Gruss Hartmut
Nimmst du jemand mit auf deinen Weg, schau nicht auf den Reiter, sondern auf sein Pferd. Wenn dich der Reiter verlässt, kannst du das Pferd noch gebrauchen. (Buschläuferweisheit/Alaska)
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Re: Die Kolumne für den April 2020
Wer kennt Carl Legien?
Von Peter Gwiasda
Mutmaßlich nicht viele Menschen. Genau vor einem Jahrhundert hat er große Geschichte gemacht. Carl Legien ist es zu verdanken, dass der am 13. März 1920 von reaktionären Freikorps-Brigaden angezettelte sogenannte Kapp-Putsch gegen die rechtmäßige und demokratisch legitimierte Reichsregierung nach wenigen Tagen scheiterte. Als SPD-Reichstagsabgeordneter und leidenschaftlicher Gewerkschafter gelang es ihm, deutschlandweit einen der erfolgreichsten Generalstreiks der Geschichte zu organisieren.
Weshalb erinnere ich an diesen mutigen Mann hundert Jahre später in einem Forum für Drechsler?
Weil Carl Legien ein Drechsler war, ein damals angesehener handwerklicher Beruf. Nach dem Tode seiner Eltern wuchs er in einem Waisenhaus in Thorn (Polen) auf und absolvierte von 1875 bis 1880 eine Drechslerlehre (fünf Lehrjahre waren damals Standard). In den folgenden Jahren arbeitete er als Drechslergeselle in Frankfurt am Main, Berlin, Köln und schließlich in Hamburg.
Sehr früh verpflichtete er sich der Gewerkschaftsbewegung, in Hamburg wurde er Vorsitzender des dortigen Fachvereins der Drechsler, 1887 zum Vorsitzenden der Vereinigung der Drechsler Deutschlands gewählt. In dieser Eigenschaft besuchte er internationale Kongresse der Arbeiterbewegung. Der Internationalen Gewerkschaftsbund wählte ihn 1913 sogar zum Präsidenten. Der Drechsler Carl Legien war also eine starke Persönlichkeit. Die Frage bleibt, wie sich die Geschichte Deutschlands und damit Europas entwickelt hätte, wenn die Militaristen, Monarchisten und völkischen Nationalen mit ihrem Putsch die junge Weimarer Republik zerstört hätten, bevor sie sich überhaupt hat entwickeln können. Der von Carl Legien initiierte und organisierte Generalstreik vereitelte eine weitere Katastrophe in der aufgewühlten Nachkriegszeit. Sie drohte, weil die dreifach gespaltete politische Linke von SPD, USPD und KPD komplett versagte.
Carl Legien starb leider bald nach der Niederschlagung des Kapp-Putsches am 26. Dezember 1920.
Einige Straßen und Gebäude in Deutschland erinnern heute noch an ihn.
Carl Legien war nicht der einzige Drechsler, der deutsche Geschichte geschrieben hat. Eine noch bedeutendere Rolle in der Historie spielte August Bebel (1840 bis 1913). Er stammte aus einfachen proletarischen Verhältnissen, erlernte in Wetzlar den Beruf des Drechslers, ging danach auf Wanderschaft, erwarb die Meisterehren und gründete schließlich in Leipzig eine eigene Werkstatt mit zeitweise fünf Gesellen. Erfolgreich war seine Firma mit gedrechselten Tür- und Fensterklinken aus Büffelhorn. Auf Flohmärkten entdeckte ich vor Jahren solche Griffe, beachtete diese Spezialität leider nicht hinreichend – aus Unkenntnis ihrer Entstehung in einer Firma, deren Chef als „Arbeiterkaiser“ verehrt wurde. August Bebel war ein begnadeter Redner, der noch vor dem Ende der Sozialistengesetze bis zu 50 000 Menschen in seinen Bann hielt – ohne Mikro und Lautsprecherboxen!
Geschichte hilft die Gegenwart besser zu verstehen und im Idealfall die Zukunft gut zu gestalten.
Ich nehme mir vor, bei öffentlichen Vorführungen (beispielsweise im Freilichtmuseum Hessenpark) des ältesten mechanischen Handwerks der Menschheit auch über die Drechsler Carl Legien und August Bebel zu erzählen.
Damit erweitere ich meine bisherigen Erläuterungen zur Geschichte des Drechslerhandwerks in Europa, in denen es um Könige und Kaiser, um Herzöge und Landgrafen, auch um Zaren und andere feudale Herrscher ging. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde an fast allen europäischen Schlössern gedrechselt. Und zwar auf Maschinen von höchster Präzision und Raffinesse. Das geschah in prunkvollen Gemächern, von denen wir heutigen Hobbydrechsler nur träumen können. Für die Prinzen war eine Unterweisung an diesen Maschinen durch hochqualifizierte Drechslermeister mit Innungs-Zertifikat ein Bestandteil der Ausbildung zur Sicherung der jeweiligen Dynastie. Alle drechselnden Souveräne dilettierten also in Tätigkeiten, die für niedere Stände Berufe zur Existenzsicherung waren. Dilettieren bedeutete, Kenntnisse zu erwerben, ohne damit sein Brot verdienen zu müssen. Ob König Ludwig XVI. von Frankreich, Zar Peter I. von Russland oder Kurfürst Max Emanuel von Bayern, sie alle lernten Metalle, Hölzer und Elfenbein, die Gesetze der Mechanik und die Regeln von Manufaktur und Ökonomie kennen. Dieses exklusive „Hobby“ beendete die feudale Elite erst im 18. Jahrhundert, als beginnend im technisch fortschrittlichen England immer mehr Proletarier an immer leistungsfähigeren programmierbaren Drehmaschinen massenhaft Werkstücke herstellten.
Dieser kleine Ausflug in die Geschichte mag verdeutlichen, dass wir Drechsler schon immer Personen der Zeitgeschichte waren. Ob wir es wieder sind oder sein werden, darüber dürfen wir trefflich streiten, spekulieren und dozieren. Dann mal los!
Von Peter Gwiasda
Mutmaßlich nicht viele Menschen. Genau vor einem Jahrhundert hat er große Geschichte gemacht. Carl Legien ist es zu verdanken, dass der am 13. März 1920 von reaktionären Freikorps-Brigaden angezettelte sogenannte Kapp-Putsch gegen die rechtmäßige und demokratisch legitimierte Reichsregierung nach wenigen Tagen scheiterte. Als SPD-Reichstagsabgeordneter und leidenschaftlicher Gewerkschafter gelang es ihm, deutschlandweit einen der erfolgreichsten Generalstreiks der Geschichte zu organisieren.
Weshalb erinnere ich an diesen mutigen Mann hundert Jahre später in einem Forum für Drechsler?
Weil Carl Legien ein Drechsler war, ein damals angesehener handwerklicher Beruf. Nach dem Tode seiner Eltern wuchs er in einem Waisenhaus in Thorn (Polen) auf und absolvierte von 1875 bis 1880 eine Drechslerlehre (fünf Lehrjahre waren damals Standard). In den folgenden Jahren arbeitete er als Drechslergeselle in Frankfurt am Main, Berlin, Köln und schließlich in Hamburg.
Sehr früh verpflichtete er sich der Gewerkschaftsbewegung, in Hamburg wurde er Vorsitzender des dortigen Fachvereins der Drechsler, 1887 zum Vorsitzenden der Vereinigung der Drechsler Deutschlands gewählt. In dieser Eigenschaft besuchte er internationale Kongresse der Arbeiterbewegung. Der Internationalen Gewerkschaftsbund wählte ihn 1913 sogar zum Präsidenten. Der Drechsler Carl Legien war also eine starke Persönlichkeit. Die Frage bleibt, wie sich die Geschichte Deutschlands und damit Europas entwickelt hätte, wenn die Militaristen, Monarchisten und völkischen Nationalen mit ihrem Putsch die junge Weimarer Republik zerstört hätten, bevor sie sich überhaupt hat entwickeln können. Der von Carl Legien initiierte und organisierte Generalstreik vereitelte eine weitere Katastrophe in der aufgewühlten Nachkriegszeit. Sie drohte, weil die dreifach gespaltete politische Linke von SPD, USPD und KPD komplett versagte.
Carl Legien starb leider bald nach der Niederschlagung des Kapp-Putsches am 26. Dezember 1920.
Einige Straßen und Gebäude in Deutschland erinnern heute noch an ihn.
Carl Legien war nicht der einzige Drechsler, der deutsche Geschichte geschrieben hat. Eine noch bedeutendere Rolle in der Historie spielte August Bebel (1840 bis 1913). Er stammte aus einfachen proletarischen Verhältnissen, erlernte in Wetzlar den Beruf des Drechslers, ging danach auf Wanderschaft, erwarb die Meisterehren und gründete schließlich in Leipzig eine eigene Werkstatt mit zeitweise fünf Gesellen. Erfolgreich war seine Firma mit gedrechselten Tür- und Fensterklinken aus Büffelhorn. Auf Flohmärkten entdeckte ich vor Jahren solche Griffe, beachtete diese Spezialität leider nicht hinreichend – aus Unkenntnis ihrer Entstehung in einer Firma, deren Chef als „Arbeiterkaiser“ verehrt wurde. August Bebel war ein begnadeter Redner, der noch vor dem Ende der Sozialistengesetze bis zu 50 000 Menschen in seinen Bann hielt – ohne Mikro und Lautsprecherboxen!
Geschichte hilft die Gegenwart besser zu verstehen und im Idealfall die Zukunft gut zu gestalten.
Ich nehme mir vor, bei öffentlichen Vorführungen (beispielsweise im Freilichtmuseum Hessenpark) des ältesten mechanischen Handwerks der Menschheit auch über die Drechsler Carl Legien und August Bebel zu erzählen.
Damit erweitere ich meine bisherigen Erläuterungen zur Geschichte des Drechslerhandwerks in Europa, in denen es um Könige und Kaiser, um Herzöge und Landgrafen, auch um Zaren und andere feudale Herrscher ging. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde an fast allen europäischen Schlössern gedrechselt. Und zwar auf Maschinen von höchster Präzision und Raffinesse. Das geschah in prunkvollen Gemächern, von denen wir heutigen Hobbydrechsler nur träumen können. Für die Prinzen war eine Unterweisung an diesen Maschinen durch hochqualifizierte Drechslermeister mit Innungs-Zertifikat ein Bestandteil der Ausbildung zur Sicherung der jeweiligen Dynastie. Alle drechselnden Souveräne dilettierten also in Tätigkeiten, die für niedere Stände Berufe zur Existenzsicherung waren. Dilettieren bedeutete, Kenntnisse zu erwerben, ohne damit sein Brot verdienen zu müssen. Ob König Ludwig XVI. von Frankreich, Zar Peter I. von Russland oder Kurfürst Max Emanuel von Bayern, sie alle lernten Metalle, Hölzer und Elfenbein, die Gesetze der Mechanik und die Regeln von Manufaktur und Ökonomie kennen. Dieses exklusive „Hobby“ beendete die feudale Elite erst im 18. Jahrhundert, als beginnend im technisch fortschrittlichen England immer mehr Proletarier an immer leistungsfähigeren programmierbaren Drehmaschinen massenhaft Werkstücke herstellten.
Dieser kleine Ausflug in die Geschichte mag verdeutlichen, dass wir Drechsler schon immer Personen der Zeitgeschichte waren. Ob wir es wieder sind oder sein werden, darüber dürfen wir trefflich streiten, spekulieren und dozieren. Dann mal los!
- Woifi
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- Registriert: Freitag 28. November 2014, 13:26
- Name: Wolfgang/Woifi
- Zur Person: ein trauriger Woifi, weil Drechseln nur noch in Erinnerung und Theorie
Gut, es gibt abertausende Fotos - Drechselbank: Lumix und Rolleiflex
Re: Die Kolumne für den April 2020
Zu denen gehör(t)e ich und ich bedanke mich für diesen Beitrag


herzliche Grüße an ALLE und bleibt gesund
Woifi
Eigentlich bin ich ganz anders, nur komm' ich so selten dazu
Geklaut bei Ödön von Horváth
Geklaut bei Ödön von Horváth
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- Beiträge: 395
- Registriert: Donnerstag 7. März 2019, 21:42
- Name: Carsten Brink
- Drechselbank: Twister ECO
Re: Die Kolumne für den April 2020
Hey Woifi,
und auch deine Komentarfunktion pennt am 1. April noch. Wolltest doch sicher Peter zitieren oder

Hey Peter,
vielen Dank für diesen Ausflug in die Geschichte. Auch ich kannte weder die Namen, noch die Geschichten dahinter. Interessant zu erfahren, mit was du dich so beschäftigst. Ich hätte eher ein Thema erwartet, dass uns heute alle betrifft. Aber schön wenn man sich so irrt.
Danke für deinen geschichtlichen Ausflug und ich würde gerne mehr davon lesen.
Vielleicht gäbe es ja die Möglichkeit ein Thema: Die Geschichte des Drechselns hier zu eröffnen und jeder der etwas dazu kennt, gibt es dazu. So könnte man schauen was es alles so im Wissen der heutigen Drechsler gibt, ohne dass sich jeder Bücher dazu kaufen muss.
Gruß
Carsten
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- Beiträge: 361
- Registriert: Sonntag 8. Februar 2015, 17:26
- Name: Helmut Palme
- Zur Person: Nachdem die Liebe zu Holz in der Kindheit durch eine Dorfschreinerei geweckt wurde habe ich diese durch Drechselarbeiten im Rentenalter wiederbelebt.
Über Drechselkurse, Beratung erfahrener Handwerker und netter Menschen habe ich die Freude an der Drechselei beibehalten. - Drechselbank: Stratos
- Wohnort: Solingen
Re: Die Kolumne für den April 2020
Hallo Peter,
wieder eine sehr interessante Kolumne, danke für den Beitrag in diesem Forum.
Seit der Ausübung des drechslerischen Tuns sehe ich manche Dinge mit anderen Augen. So auch das beigefügte Schild in der Altstadt von Regensburg im vergangenen Jahr. Selbst im Urlaub lässt man nicht vom Hobby.
Mit lieben Grüßen aus Solingen
Helmut
wieder eine sehr interessante Kolumne, danke für den Beitrag in diesem Forum.
Seit der Ausübung des drechslerischen Tuns sehe ich manche Dinge mit anderen Augen. So auch das beigefügte Schild in der Altstadt von Regensburg im vergangenen Jahr. Selbst im Urlaub lässt man nicht vom Hobby.
Mit lieben Grüßen aus Solingen
Helmut
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- Drechselfieber
- Admin
- Beiträge: 10577
- Registriert: Donnerstag 29. September 2011, 10:33
- Name: Hartmut
- Drechselbank: Geiger / Killinger
- Wohnort: Hamm
Re: Die Kolumne für den April 2020
Woifi
[/quote]
Woifi, hätte ich schreiben können, war ich aber nicht.
Gruss Hartmut
Nimmst du jemand mit auf deinen Weg, schau nicht auf den Reiter, sondern auf sein Pferd. Wenn dich der Reiter verlässt, kannst du das Pferd noch gebrauchen. (Buschläuferweisheit/Alaska)
Nimmst du jemand mit auf deinen Weg, schau nicht auf den Reiter, sondern auf sein Pferd. Wenn dich der Reiter verlässt, kannst du das Pferd noch gebrauchen. (Buschläuferweisheit/Alaska)
- Erick
- Beiträge: 4231
- Registriert: Samstag 18. November 2006, 12:52
- Name: Erick
- Drechselbank: Wema-beta
- Wohnort: Rheda Wiedenbrück
Re: Die Kolumne für den April 2020
Hallo Peter
Vielen Dank für Deine Aprilkolumne , für den Rückblick in die Geschichte. Für mich war August Bebel schon immer ein Begriff.
Erstens , so lange ich zurückdenken kann, wohnten meine Großeltern in einer August Bebel Straße.
Zweitens, alle die in der DDR aufgewachsen, zur Schule gegangen sind wurden genauestens über den " Klassenkampf " der deutschen Arbeiterklasse unterichtet. Dazu gehörten natürlich die Biografien politischer Persöhnlichkeiten besonders dann wenn diese aus der Arbeiterklasse kamen.
Gruß Erick
Vielen Dank für Deine Aprilkolumne , für den Rückblick in die Geschichte. Für mich war August Bebel schon immer ein Begriff.
Erstens , so lange ich zurückdenken kann, wohnten meine Großeltern in einer August Bebel Straße.
Zweitens, alle die in der DDR aufgewachsen, zur Schule gegangen sind wurden genauestens über den " Klassenkampf " der deutschen Arbeiterklasse unterichtet. Dazu gehörten natürlich die Biografien politischer Persöhnlichkeiten besonders dann wenn diese aus der Arbeiterklasse kamen.
Gruß Erick
- remus
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- Wohnort: Bad Belzig
Re: Die Kolumne für den April 2020
Hallo Peter,
auch von mir Dank für die Kolumne
auch Erick hat es aus dem östlichen Blickwinkel anschaulich dargestellt
selbst wohne ich seit 40 Jahren in der August-Bebel-Straße,
eine der kürzesten und unbekanntesten und somit auch ruhigsten Straßen in Bad Belzig
Viele Grüße
Rolf
auch von mir Dank für die Kolumne
auch Erick hat es aus dem östlichen Blickwinkel anschaulich dargestellt
selbst wohne ich seit 40 Jahren in der August-Bebel-Straße,
eine der kürzesten und unbekanntesten und somit auch ruhigsten Straßen in Bad Belzig
Viele Grüße
Rolf
"Wer glaubt Frauen zu verstehen, kann auch Holz schweißen"
Re: Die Kolumne für den April 2020
Ich wusste es schon immer:
IIch bin ein Dilettant
Und jetzt habe ich es auch noch schriftlich

Lieber Peter, schöner Bericht.
Grüße aus Mainz
Sigi
IIch bin ein Dilettant
Und jetzt habe ich es auch noch schriftlich




Lieber Peter, schöner Bericht.
Grüße aus Mainz
Sigi
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Re: Die Kolumne für den April 2020
Lieber Peter,
Du hast einen Drechsler vergessen: unseren Kollegen Martin Luther. Da er in Wittenberg 1525 kein ordentliches Werkzeug bekam, bat er einen Bekannten, in Nürnberg solches zu besorgen. Die Begründung Luthers für das Drechseln war folgende: „Ich lerne es darum, daß, wenn allenfalls die Welt uns um des göttlichen Worts willen nicht ernähren wollte, wir doch mit Handarbeit unser Brod verdienen möchten“. Schau an, Luther, der große Redner, hatte Zweifel am Verbreiten göttlichen Wortes und wollte lieber mit Handarbeit sein Geld verdienen. Bald darauf hat er die Handarbeit sein lassen. Reden brachte schon immer mehr ein als Arbeit.
Gruß
Jürgen
Du hast einen Drechsler vergessen: unseren Kollegen Martin Luther. Da er in Wittenberg 1525 kein ordentliches Werkzeug bekam, bat er einen Bekannten, in Nürnberg solches zu besorgen. Die Begründung Luthers für das Drechseln war folgende: „Ich lerne es darum, daß, wenn allenfalls die Welt uns um des göttlichen Worts willen nicht ernähren wollte, wir doch mit Handarbeit unser Brod verdienen möchten“. Schau an, Luther, der große Redner, hatte Zweifel am Verbreiten göttlichen Wortes und wollte lieber mit Handarbeit sein Geld verdienen. Bald darauf hat er die Handarbeit sein lassen. Reden brachte schon immer mehr ein als Arbeit.
Gruß
Jürgen
Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin
https://www.youtube.com/results?search_ ... essau_wood
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Re: Die Kolumne für den April 2020
Hallo allerseits,
Drechsler haben offenkundig mehr als allgemein bekannt die Geschicke Deutschlands bestimmt. Heinz Fink, Redakteur der Tischlerzeitung BM lieferte mir jüngst freundlicherweise eine weitere bedeutende historische Person, deren eigentliche und ursprüngliche Profession das Drechslerhandwerk war. Der Mann heißt Wilhelm Keil, kam 1870 in Nordhessen als Sohn eines Schneiders und einer Leinenweberin zur Welt. Er hatte zehn Geschwister. In Kassel erlernte er den Beruf des Drechslers, bei der folgenden Walz durch Deutschland lernte er in Hannover den bereits in meinem Beitrag erwähnten Sozialisten und Gewerkschafter Carl Legien kennen. Dieser Kontakt prägte ihn für den Rest seines Lebens. Machen wir es kurz: 1900 zieht Keil für die SPD nach einem harten Wahlkampf in den württembergischen Landtag. Dieses Mandat behält er bis zum unseligen Jahr 1933. Nach dem Ende der zweiten Großen Völkerschlacht holen ihn die Amerikaner aus der politischen Abstellkammer. Er wird Präsident des Landtags von Württemberg-Baden. Hochbetagt und mit vielen Ehren überhäuft stirbt Wilhelm Keil 1968.
Gute Drechsler sind in der Regel also auch gute Politiker, und zwar als in der Wolle gefärbte Demokraten. Sein Vermächtnis ist wahrhaftig: "Von der Festigung des demokratischen Gedankens im Bewußtsein des deutschen Volkes hängt die deutsche Zukunft ab".
Drechsler haben offenkundig mehr als allgemein bekannt die Geschicke Deutschlands bestimmt. Heinz Fink, Redakteur der Tischlerzeitung BM lieferte mir jüngst freundlicherweise eine weitere bedeutende historische Person, deren eigentliche und ursprüngliche Profession das Drechslerhandwerk war. Der Mann heißt Wilhelm Keil, kam 1870 in Nordhessen als Sohn eines Schneiders und einer Leinenweberin zur Welt. Er hatte zehn Geschwister. In Kassel erlernte er den Beruf des Drechslers, bei der folgenden Walz durch Deutschland lernte er in Hannover den bereits in meinem Beitrag erwähnten Sozialisten und Gewerkschafter Carl Legien kennen. Dieser Kontakt prägte ihn für den Rest seines Lebens. Machen wir es kurz: 1900 zieht Keil für die SPD nach einem harten Wahlkampf in den württembergischen Landtag. Dieses Mandat behält er bis zum unseligen Jahr 1933. Nach dem Ende der zweiten Großen Völkerschlacht holen ihn die Amerikaner aus der politischen Abstellkammer. Er wird Präsident des Landtags von Württemberg-Baden. Hochbetagt und mit vielen Ehren überhäuft stirbt Wilhelm Keil 1968.
Gute Drechsler sind in der Regel also auch gute Politiker, und zwar als in der Wolle gefärbte Demokraten. Sein Vermächtnis ist wahrhaftig: "Von der Festigung des demokratischen Gedankens im Bewußtsein des deutschen Volkes hängt die deutsche Zukunft ab".