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In Eibe habe ich mich verliebt

Verfasst: Sonntag 14. Dezember 2014, 18:21
von Peter G
Hallo Eibenfreunde,

die Eibe zählt zu meinen bevorzugten Hölzern. Wegen ihre Maserung und ihrer feinporigen Struktur. Und natürlich wegen ihrer Kulturgeschichte. Mitteleuropas Geschichte wäre vermutlich anders verlaufen, wenn nicht die Engländer im Hochmittelalter die Wunderwaffe Langbögen aus Eibe entdeckt und damit Schotten und Franzosen zur Verzweiflung getrieben hätten. Später haben die pfiffigen Holländer den lukrativen Handel mit in Länge und Durchmesser definierten Eibenrohlingen entwickelt und sich damit mal wieder bereichert. Die letzten großen Eiben auf der britischen Insel wurde zur Furnieren für edle Möbel gesägt.
Ich zeige hier eine formal unspektakuläre Schale (d 365mm, h 125mm, w 19mm), die ich vor einem Jahr nass vorgedreht und danach mehrmals bearbeitet habe. Sie ist weder lackiert noch geölt, die Oberfläche ist pur Holz.
Die Eibe zählt zu den seltenen Bäumen. Ihr Holz wird zunehmend von Drechslern und anderen Holzgestaltern geschätzt.
Wenn wir Drechsler ab sofort bei allen Begegnungen und Kontakten mit Förstern unser Interesse für diesen Baum äußern und von den hohen Qualitäten seines Holzes schwärmen, könnten wir etwas bewirken. Nämlich eine Unterstützung der meist sehr naturverbundenen Förster, die von ihren Arbeitgebern entgegen ihrer Einsicht immer wieder veranlasst werden, nur die bekannten Massen-Arten zu pflanzen (Buche, Eiche, Fichte, Douglasie, vielleicht noch Kiefer). Überzeugungsarbeit können wir natürlich auch in der breiten Öffentlichkeit und bei den Politikern leisten, die schließlich die Forsteinrichtungen absegnen müssen.
Bleiben wir bei der Eibe. Sie ist ein Waldbaum, gedeiht also auch unter großen lichthungrigen Buchen. Sie ist ein klassischer Baum der unteren Ebene, so wie Ilex. Heutzutage wird sie nur noch als Park-, Garten- und Friedhofsbaum wahrgenommen. Bei Neuanpflanzungen könnte jeder 50. oder 100. Setzling ein Taxus baccata sein.
Und da ich gerade für mehr Artenreichtum im Forst werbe: Im Taunus bin ich erfolgreich in dem Bemühen, Freunde für weitere vernachlässigte Baumarten zu gewinnen. Also für Baumarten, die uns Drechslern und anderen Holzverarbeitern der nächsten und übernächsten Generation Nutzen bringen: Baumhasel (Coprylus colurna), Edelkastanie (Castanea sativa) und Zürgelbaum (Celtis australis). Diese ursprünglich südeuropäischen Baumarten werden bei dem sicher zu erwartenden Klimawandel auch in Mittel- und Westeuropa eine Chance haben.
Wir Drechsler könnten ein bisschen Forstgeschichte schreiben...

Grüße von Peter Gwiasda

PS: In der ersten Ausgabe von HolzWerken 2015 könnt ihr ein Porträt über Baumhasel lesen.

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Re: In Eibe habe ich mich verliebt

Verfasst: Sonntag 14. Dezember 2014, 18:24
von GErd HErmann
o.K. nenn mich ruhig Eibe :kloppe:

Moin Peter G. aus W.

Du hast aber auch ein Händchen für schönes Holz.
Beneidenswert.
Lobhudeleien über Form und sonstiges ist zwischen uns nicht merh angebracht. Oder??

Gruss

Gerd Hermann

Re: In Eibe habe ich mich verliebt

Verfasst: Sonntag 14. Dezember 2014, 18:32
von Rainer Bucken
Hallo Peter,
sehr schönes Holz und eine sehr schöne Form! :respekt:

Jetzt noch ein Photo 85° gegen den Uhrzeigersinn gedreht ... :prost:

Herzliche Grüße,
Rainer

Re: In Eibe habe ich mich verliebt

Verfasst: Sonntag 14. Dezember 2014, 22:12
von Drechselfieber
Nur ein "Ja" ohne etwas anderes hinzuzufügen.