Seite 1 von 1

Marktbericht Bielefeld

Verfasst: Dienstag 15. November 2011, 10:43
von klaus-gerd
Einmal im Jahr findet ein Kunsthandwerkermarkt in Bielefeld Bethel statt.
Dieser wird in Zusammenarbeit mit den dortigen Behindertenwerkstätten ausgeführt.
Ich durfte erneut daran teilnehmen und bin daher nun auch ein Kunsthandwerker.

Hier ein Foto der 3 m Plattform
stand2.jpg

Resultat vorweg.
Es war ein erfolgreiches Wochenende.
Ich habe eine Menge neue Menschen kennen gelernt,
hatte ein gutes Verhältnis zu Cornelius dem Smutje, der mir den zeitweiligen Wunsch
nach frischem Kaffee von den Lippen abgelesen hat
und eine nette Horde von Frauen, die die anderen Stände unter sich hatten.
Ich war also der Quotenmann.
Dementsprechend gehegt und gepflegt.

Zum Anderen hatte ich sogar Einnahmen, die ich so nicht erwartet hatte.
Das Publikum war überwiegend sehr interessiert und neugierig.
Gute Gespräche verkürzten die Zeit und nur an den wassergefüllten Füßen merkte man,
dass die Zeit zum Abend schnell weggestanden war.

Natürlich gab es auch die Kunden, die die schon so gewohnten Sprüche wiederholten,
die in anderen Jahren schon Klassiker waren:
- das kann mein Mann auch, der schnitzt auch und schmirgelt Teile rund
- sie betrügen ja. Den Kugelschreiber haben sie doch nicht selbst gemacht!! Auf der Verpackung steht doch Made in Taiwan
- kann man den Deckel der Dose anheben
- kann man bei ihren Uhren auch auf die Sommerzeit umstellen
- die Vase ist ja kaputt, krieg ich die billiger (Esche mit Rindeneinschluss)

Ein neuer Spruch, zumindest für mich, war das Klagen einer Kundin,
die alle ALLE!! Kugelschreiber in die Hand genommen hat, gedreht, geöffnet und Probeschriften abgegeben hat
und dann zu ihrer mitgebrachten Freundin sagte: ich mag solche Schreiber überhaupt nicht, das Holz ist mir zu warm.

Frauen sagt man ja die Multitaskingfähigkeit zu.
Nur so ist auch für mich erklärbar, wie zwei Frauen hintereinandergehend am Stand vorbeilaufen können,
sich mit zueinander verdrehten Kopf unterhalten können und gleichzeitig
Holzteile in die Hand nehmen und wieder sicher an den Ursprungsort zurückstellen können,
allerdings ohne das Teil selbst auch nur anzugucken.
Faszinierend!!

Verkauft wurden keine mittelpreisigen Teile. Kein Teelicht wechselte den Besitzer.
Entweder gingen Schalen und Dosen weg oder Schreiber.
Beispiel 1: Ich hatte eine Eschenschale gedreht, ca. 40 cm Durchmesser, klassische Form
Die Rückseite hatte einige grobe Holzfehler und etwas Bläue. Die hatte ich lediglich kaschieren können,
indem ich sie von der Rückseite rot lackiert hatte.
So stand ich vor der Frage: Grabbelkistenprteis?
Der Entschluss war: es gibt eigentlich kein Risiko, also Preis statt runter nach oben gesetzt, fast zum selbstrotwerden.
Das war mein erster Abverkauf.
Beispiel 2: Frank Freude hatte einmal eine Schale vorgestellt, die mittig geteilt und wieder mit Stahlstäben verbunden war.
Eine solche hatte ich versucht. Das Holz war Maserbirke, ca. 30 cm Durchmesser.
Ums Verrecken nicht hab ich die Innenseite sauber hinbekommen.
Irgendwo waren immer senkrechte Fasern im Anschnitt.
Aus Verzweiflung habe ich die Innenseite mit dem Pressluftnadler stellenweise "behandelt",
die Dellen mit Spiritusbeize rot abgetupft und eine Oberfläche aufgebracht.
Ansonsten verfahren wie oben.
Das war der zweite Verkauf.
Ich will damit nicht sagen, dass man Ungekonntes an den Mann/Frau bringt, weil die keine Ahnung haben
Qualität zu erkennen.
Sondern, dass es zur Zeit wohl eher um das Ungewöhnliche geht, was Kunden erreicht.
Gewöhnliche Schalenformen hat anscheinend jeder zuhauf.
Oder Vater schnitzt das selber und schmirgelt es rund.

Bei den Dosen sind die verkauft worden,
die einen Glasdeckel hatten und erkennbar machten, was drinnen lag.
Bei mir waren es bunte Gummibären als Deko.
Und Dosen mit eingelegtem Holz im Deckel.
IMG_8759.jpg
Das gewollte Ungewöhnliche zeigte sich auch bei den Schreibern.
Eigentlich gut ging die Serie 7dc die ich bei Starbond kaufe.
http://www.starbond-europa.de/product_i ... ts_id=1336
Diese sind nicht unbedingt ungewöhnlich aber sehen edel aus (Kriege keine Vermittlungsgebühr)
Auch macht die Schwere dieser Schreiber bei einigen Kunden wohl einen guten Eindruck.

Natürlich hatte ich auch meinen eigenen Bausatz mit.
Dort setzte sich der gute Verkauf mit den "Ringeldingsen" fort,
was mich verständlicher Weise umso mehr gefreut hat.
Allein von diesem Typ habe ich 17 Stück verkauft.
Meistens Eltern oder Omas, die einem Kind etwas schenken wollten, waren die Kunden.
Von den "normalen" Schreibern mit diesem Bausatz, gingen gut die Schreiber, deren Blank aus Querholz war,
also nicht aus dem normalen Blankzuschnitt.
Bei diesem Bausatz war das Argument der Kunden, dass der Schreiber ungewöhnlich leicht sei.
ringel2.jpg
Insgesamt habe ich über 30 Schreiber verkauft.
Dies trug zu dem sehr guten finanziellen Ergebnis bei.

Vielleicht müssen wir echt etwas umlernen und uns von den normalen Ausführungen unserer Objekte trennen.

Weiter und immer ohne Zweifel gut verkaufbar, sind natürlich Holzteile aus gestocktem Holz.
Auch das gehört wohl zu dem Ungewöhnlichem, was den Kunden anspricht.

Parallel zu mir war noch einen Dame da, die ebenfalls Holzteile im Verkauf hatte.
Nichts gedrehtes, sondern z.B. ausgeschnittene und geschliffene Astabschnitte als Vasen.
Die dann auch aus tollem Holz, Maserbirke, Eibe etc.
Weiter bot sie Schmuck und klasse Holzknöpfe an.
Schmuck lief nicht so gut, aber die Knöpfe waren der Renner.
Auch sie war recht zufrieden mit dem Verkauf.

Es war also wieder eine gute Erfahrung, die ich machen durfte.
So habe ich mich dann zu Hause auch dankbar hinter ein Bier gesetzt.
Oder waren es drei?
Was ich nicht mehr weiß ist, wo ich mir den Kopf gestoßen habe.
Nur damit können die heutigen Kopfschmerzen erklärbar werden..
Einen guten Gruß
KG

Re: Marktbericht Bielefeld

Verfasst: Dienstag 15. November 2011, 11:30
von Fritz-RS
KG,

ein vitaler Bericht.
Ich habe immer schon gemerkt, daß Du ein Frauenbewunderer bist.
Ich freue mich für Dich, daß das dieses Mal ein solcher Erfolg war.

Du bist allerdings vor mir sicher: Ich habe nicht vor, Dir mit Stiften in die Quere zu geraten.

Gruß Fritz

Re: Marktbericht Bielefeld

Verfasst: Dienstag 15. November 2011, 16:07
von Heinz-Josef
Hallo KG,

Dein Bericht gefällt mir - ist also doch keine brotlose Kunst.
Ich freue mich für Dich.
klaus-gerd hat geschrieben:Was ich nicht mehr weiß ist, wo ich mir den Kopf gestoßen habe.
Nur damit können die heutigen Kopfschmerzen erklärbar werden..
Ich hatte das auch mal eine Zeit lang. Bis ich mal aufgepasst habe, was ich im Suff so alles anstelle.
Die Kopfschmerzen rühren deher, dass mir nachts beim Trinken immer der Klodeckel auf´n Kopf fällt :prost :draufhaun:

Viele Grüße
Heinz-Josef

Re: Marktbericht Bielefeld

Verfasst: Dienstag 15. November 2011, 18:35
von klaus-gerd
Ich habe nicht vor, Dir mit Stiften in die Quere zu geraten
hallo Fritz,
in die Quere wirst Du bei mir sowieso nicht geraten,
ich meine es wäre eher eine Bereicherung.
Eigendenker haben manches Unikat kreirt.
Also los!

meint KG

Re: Marktbericht Bielefeld

Verfasst: Dienstag 15. November 2011, 20:25
von Fritz-RS
Ach, KG,

Stifte sind so ein fummeliger Kleinkram.
Den kann ich zwar inzwischen wieder sehen, aber- - - -

im Moment muß ich mit meiner Enkelin Kerzen gießen und habe mir dafür etwas Besonderes ausgedacht.
Wenns gelingt, zeige ich es Euch.

Gru0ß Fritz

Re: Marktbericht Bielefeld

Verfasst: Dienstag 15. November 2011, 21:25
von Drechselfieber
Schön, dein Erfolg.
Wir sollen mal eine Sammlung der Besuchersprüche anlegen.

Gruss Hartmut

Re: Marktbericht Bielefeld

Verfasst: Dienstag 15. November 2011, 22:31
von Schaber
klaus-gerd hat geschrieben:Ein neuer Spruch, zumindest für mich, war das Klagen einer Kundin,
die alle ALLE!! Kugelschreiber in die Hand genommen hat, gedreht, geöffnet und Probeschriften abgegeben hat
und dann zu ihrer mitgebrachten Freundin sagte: ich mag solche Schreiber überhaupt nicht, das Holz ist mir zu warm.
Der Begriff "Kundin" scheint mir in diesem Fall ein wenig unpassend. WER HAT EINEN BESSEREN VORSCHLAG???
Ansonsten schöner Beitrag, vor allem, weil durch Erfolg und sich daraus ergebender Zufriedenheit gekrönt!
Gruß
Jürgen