Adventskalender 2024 Türchen 11
Verfasst: Dienstag 10. Dezember 2024, 23:26
Der alte Kolonialwarenladen und die geweckten Nägel.
Zum Ende der 50er Jahre führte mich mein Schulweg tagtäglich an einem alten leer stehenden Lebensmittelgeschäft vorbei. Es gab zwar noch die aufwändig auf den Putz gemalte Aufschrift „Kolonialwarenladen“ und auch noch die auskragenden Schaufenster, aber das Geschäft gab es wohl schon lange nicht mehr. Später verschwanden dann auch die Schaufenster, und es wurde ein Wohnhaus daraus.
Vor gar nicht langer Zeit erwarb ein Bekannter das „Objekt“ um es abreißen zu lassen, und um dort etwas ganz zeitgemäß Modernes aufzuziehen. Zu meinem Erstaunen verbarg sich hinter der „neuzeitlich“ verputzten Fassade ein Fachwerkhaus. Offensichtlich war es nicht erhaltenswert genug, und so nahm der Abriss seinen Verlauf - damit war dieses Stück Vergangenheit meiner Heimatsstadt „Geschichte“.
Den Zimmermeister, der den Abriss mit seinem Betrieb durchgeführt hatte, kenne ich gut, und hin und wieder versorgt er mich mit interessanten Hölzern. Beim Gang durch sein Altholzlager stieß ich auf einen Stapel richtig alten Eichenholzes, und ja, es stammte vom eben beschriebenen Abriss.
Ein paar Abschnitte konnte ich ergattern und bei mir einlagern.
In der letzten Novemberwoche dieses Jahres nun gab es bei meinem Bekannten in seinem fertig gestellten modernen Wohn – und Praxisobjekt einen Anlass, zu dem ich ihm eine Freude machen wollte. Mir kamen die eingelagerten Eichenabschnitte wieder in den Sinn und mein Plan war, daraus Tannenbäume zu drechseln, passend zur Vorweihnachtszeit, die zu dem Menschen und dem modernen Objekt passen sollten – also eher nüchtern und sachlich, sodass das kostbare Holz für sich stehen sollte.
Oh weh, Nägel!... geschmiedete! – wunderschön!....aber stark angerostet, und auch neuzeitliche, wohl später hinzugekommen….Die mussten also raus und zwar vollständig. Der Martin, auch ein Zimmerer, den ich schon einmal mit nach Hiddenhausen genommen hatte, weil er mit dem Drechseln beginnen möchte, gab mir dazu einen Tipp. „Du musst die Nägel wecken, dann geht das mit dem Rausziehen viel leichter!.... Nägel wecken?… noch nie gehört… Und dann hat er es mir vorgemacht, er zog einen Nagel behutsam gerade und gab ihm mit dem Hammer einen kurzen trockenen Schlag aufs Haupt, und dann ließen er und etliche andere sich relativ leicht und als Ganzes herausziehen. Die Fachleute im Forum werden das kennen, aber für mich war und ist das echt neu, und so habe ich wieder einmal etwas dazugelernt!
Dann machte ich mich ans Zusägen und Drechseln, und ich muss sagen, selten habe ich so dunkles, altes und zum Glück gut erhaltenes Eichenholz verarbeiten dürfen.
Das Ergebnis in Form der sachlich eher reduzierten Tannenbäumchen seht ihr hier – de Facto stehen sie nun an einem exponierten Platz in der Wohnung meines Bekannten, der sich vor Freude kaum einkriegen konnte – hat er doch endlich ein mit neuem Leben erfülltes Stück Historie zurück in sein „Hier und Jetzt“ bekommen.
Ich wünsche euch einen schönen 11. Dezember!
Zum Ende der 50er Jahre führte mich mein Schulweg tagtäglich an einem alten leer stehenden Lebensmittelgeschäft vorbei. Es gab zwar noch die aufwändig auf den Putz gemalte Aufschrift „Kolonialwarenladen“ und auch noch die auskragenden Schaufenster, aber das Geschäft gab es wohl schon lange nicht mehr. Später verschwanden dann auch die Schaufenster, und es wurde ein Wohnhaus daraus.
Vor gar nicht langer Zeit erwarb ein Bekannter das „Objekt“ um es abreißen zu lassen, und um dort etwas ganz zeitgemäß Modernes aufzuziehen. Zu meinem Erstaunen verbarg sich hinter der „neuzeitlich“ verputzten Fassade ein Fachwerkhaus. Offensichtlich war es nicht erhaltenswert genug, und so nahm der Abriss seinen Verlauf - damit war dieses Stück Vergangenheit meiner Heimatsstadt „Geschichte“.
Den Zimmermeister, der den Abriss mit seinem Betrieb durchgeführt hatte, kenne ich gut, und hin und wieder versorgt er mich mit interessanten Hölzern. Beim Gang durch sein Altholzlager stieß ich auf einen Stapel richtig alten Eichenholzes, und ja, es stammte vom eben beschriebenen Abriss.
Ein paar Abschnitte konnte ich ergattern und bei mir einlagern.
In der letzten Novemberwoche dieses Jahres nun gab es bei meinem Bekannten in seinem fertig gestellten modernen Wohn – und Praxisobjekt einen Anlass, zu dem ich ihm eine Freude machen wollte. Mir kamen die eingelagerten Eichenabschnitte wieder in den Sinn und mein Plan war, daraus Tannenbäume zu drechseln, passend zur Vorweihnachtszeit, die zu dem Menschen und dem modernen Objekt passen sollten – also eher nüchtern und sachlich, sodass das kostbare Holz für sich stehen sollte.
Oh weh, Nägel!... geschmiedete! – wunderschön!....aber stark angerostet, und auch neuzeitliche, wohl später hinzugekommen….Die mussten also raus und zwar vollständig. Der Martin, auch ein Zimmerer, den ich schon einmal mit nach Hiddenhausen genommen hatte, weil er mit dem Drechseln beginnen möchte, gab mir dazu einen Tipp. „Du musst die Nägel wecken, dann geht das mit dem Rausziehen viel leichter!.... Nägel wecken?… noch nie gehört… Und dann hat er es mir vorgemacht, er zog einen Nagel behutsam gerade und gab ihm mit dem Hammer einen kurzen trockenen Schlag aufs Haupt, und dann ließen er und etliche andere sich relativ leicht und als Ganzes herausziehen. Die Fachleute im Forum werden das kennen, aber für mich war und ist das echt neu, und so habe ich wieder einmal etwas dazugelernt!
Dann machte ich mich ans Zusägen und Drechseln, und ich muss sagen, selten habe ich so dunkles, altes und zum Glück gut erhaltenes Eichenholz verarbeiten dürfen.
Das Ergebnis in Form der sachlich eher reduzierten Tannenbäumchen seht ihr hier – de Facto stehen sie nun an einem exponierten Platz in der Wohnung meines Bekannten, der sich vor Freude kaum einkriegen konnte – hat er doch endlich ein mit neuem Leben erfülltes Stück Historie zurück in sein „Hier und Jetzt“ bekommen.
Ich wünsche euch einen schönen 11. Dezember!