Drechseln und Kunsthandwerk - German-Woodturners *Forum Sauerland*

Hallo zusammen,

Ich hatte mich für den November gemeldet…
Folgende schlichte Eiche Vase (meinem Können angemessen) gilt es zu gewinnen:


Vase 20cm hoch, oben D7,5cm unten 12cm, Wandstärke 3mm
Zum ersten mal für mich eine Hohlform mit dieser Tiefe…

Das Thema ist FORMGEBUNG
Ich möchte gerne Werkstücke von Euch sehen, mit einer Erklärung / Begründung wieso ihr genau diese Form gewählt habt.
Arbeitet ihr mit Skizzen oder technischen Zeichnungen, kopiert ihr Formen von Euren Vorbildern, arbeitet ihr nach Regeln wie dem goldenen Schnitt, ….und so weiter.
Antworten wie: das Holz wollte die Form so, oder die Röhre hat sich automatisch so bewegt zählen nicht


Dann mal los, bin gespannt

Und Leute - mit jedem Beitrag erholt sich unser Monatsgeschenkbeauftragter Ludger schneller und besser !
Also haut rein - auch für ihn!
Gruß Dieter

Lieber Stefan,

eine schöne Vase stellst du da in Aussicht, doch werde ich mich mich nicht darum bewerben können.
Die einzigen Vorlagen, nach denen ich arbeite, betreffen die Einbaumaße von Mühlentechnik o. ä.

Ich will nicht behaupten, dass die Röhre es so wollte, wenn es um die Form geht, schließlich führe ich sie und nicht umgekehrt.
Doch wenn ich ein Stück Holz aufspanne, habe ich eher eine vage Vorstellung was es werden soll.
Wenn sich jetzt beim Drechseln eine vorher nicht sichtbare Maserung zeigt, oder ein Ast oder was auch immer, ist es schon häufiger vorgekommen, dass ich von meiner zuerst gedachten Linie abweiche und eine neue Spur verfolge, rein intuitiv und ohne Vorlage.

Nichts desdo trotz, wünsche ich dem Thema viel Erfolg. Ich werde den Beiträgen mit dem selben Interesse folgen, wie sonst auch.

Beste Grüße
Paul

Ich nochmal….

bisher kein Beitrag bis zum 5. Tag, woran liegts?

Am Geschenk? Ich hoffe nicht, an meinen Fertigkeiten kann ich auf die Schnelle nix ändern

Am Thema? Ich hoffe nicht, da ich doch denke dass ihr Euch Gedanken zur Form Eurer Werkstücke macht

Ich denke es liegt daran, dass ihr alle gestern in Hiddenhausen wart.
Jetzt seid ihr alle wieder zurück und könnt loslegen mit den Beiträgen

PaRay hat geschrieben: ↑Mittwoch 1. November 2023, 21:20 Ich will nicht behaupten, dass die Röhre es so wollte, wenn es um die Form geht, schließlich führe ich sie und nicht umgekehrt.
Doch wenn ich ein Stück Holz aufspanne, habe ich eher eine vage Vorstellung was es werden soll.
Wenn sich jetzt beim Drechseln eine vorher nicht sichtbare Maserung zeigt, oder ein Ast oder was auch immer, ist es schon häufiger vorgekommen, dass ich von meiner zuerst gedachten Linie abweiche und eine neue Spur verfolge, rein intuitiv und ohne Vorlage.

Genauso läuft das bei mir auch ab!

Servus

Eigentlich wollte ich mich diesmal nicht beteiligen.

#1

Da es mir aber letzten Monat ähnlich wie dem Stefan gegangen ist mach ich mal den Anfang.
Grundsätzlich bin ich der Meinung dass man sich schon "bevor man zu drechseln beginnt" überlegen sollte was man eigentlich machen will.
Dazu hab ich mal einen Vortrag gemacht bei einem Stammtisch.
Das Handout davon bekommt jeder Kursteilnehmer bei mir im Grundkurs.

Zuletzt War das der Fall bei der Urne für meinen Hund.
Die Vorgaben: Der Inhalt muss zur vorhandenen Menge Asche passen.
Die Maserknolle sollte so natürlich wie möglich erhalten bleiben
Die Proportionen sollten zueinander passen
Der Verschluss soll dicht sein (dauerhaft)

Das Ergebnis
Der Weg
Das Hilfswerkzeug
Ich hoffe so wird das was.

Christian, ich denke das war ein toller Entree
in dieses Thema.
Genau so in dieser Art hat Stephan es gemeint.
Leute, denkt einfach an eure Tannenbäume oder Schneemänner , die ja jetzt auch wieder zu Hauf anstehen. Genügend Beispiele, die nicht ganz ohne Skizze,Schablone oder goldenen Schnitt zu machen sind.
Also , liebe Leute, so schwer ist das Thema nicht

#2

dann versuche ich es auch mal mit zwei Beispielen.

erst einmal ein kleines Gefäß das man natürlich befüllen kann aber doch eher
als Objekt gilt.
bei diesen Ideen brauche ich nur meinen Kopf zur Planung und ein passendes Stück Holz.
meine Idee war ein Naturrandgefäß mit kleiner Öffnung aus einem Ast mit Kern in der Mitte.
dazu bietet sich Robinie an da sie wenig Schrumpft und dadurch wenig Rissgefahr besteht.
auch liebe ich es wenn diese Gefäße auf einem winzigen Punkt ruhen und bei Berührung wackeln.
natürlich gibt auch das Holz ein wenig die Form vor so das das eine etwas flacher ausfällt und das andere etwas höher.
dann als zweites Beispiel:
da geht es um meine neueren Objekte
Oft mache ich nur kleine einfache Zeichnungen von meinen Ideen als Gedächtnisstütze.
als Vorbilder oder Inspiration nehme ich Formen aus der Natur .
Dann gehe ich in meine Werkstatt und suche nach einem schönen Stück Holz mit passendem
Jahresringverlauf.
oft versuche ich einfach und mache drauf los, dabei entsteht auch öfters mal was was nicht meiner Vorstellung entsprach.
aber manchmal sehe ich dann andere Ansätze und kann damit in andere Richtung weiter arbeiten.

# 3

Schablonen und Silhouetten…
Hallo zusammen,
mir geht es oft so, dass ich eine Idee habe und dann anfange zu drechseln. Oft gelingt das nicht, manchmal schon. Dann wiederum legt mir meine Frau, die über ein wesentlich ausgeprägteres künstlerisch-gestalterisches Talent verfügt als ich, eine Zeichnung auf die Bank -mit einem fröhlichen „du schaffst das schon“… manchmal klappt es.
Das eigentliche Problem ist, etwas wirklich Gelungenes zu wiederholen, und oder in der Größe zu verändern. Und da helfen mir 1:1 Zeichnungen des Zielobjekts und daraus geschnittene Silhouetten und Schablonen sehr. Die Silhouetten zunächst, denn die halte ich über das Werkstück in Arbeit und kann grob sehen, wo noch etwas „weg“ muss… zum Ende hin dann die Schablone.

…schon wieder vergessen
Ich nehme dann die
#3
Alfred

Servus Stefan,

ich habe noch mal gehirnt und tatasächlich eine planvolle Arbeit unter meinen Sachen gefunden.

Da Alfred die #3 genommen hat, nehme ich endsprechend die #4 für den Lostopf.

Runde Grüße
Paul

Mein Projekt:
2 Schalen, mit je 4 Seiten, gleichzeitig und wiederholbar drechseln.

Ausgangsmaterial ist ein Würfel mit 2 Kanteln für die späteren Schalen und ein Opferholz. Die 3 Teile sind Papierverleimt.
In das Opferholz wird auf allen 4 Seiten mittig ein Loch zur Aufnahme einer Schraube, zum Einspannen im Futter, gebohrt.
Alternativ könnte auch zwischen den Spitzen gedrechselt werden.

Den Klotz habe ich grob vorgesägt.
Dann wird über die 1. Achse rund gemacht.
Nach dem Umspannen wird die beiden anderen Seiten rund gemacht.
Der Klotz wird von der Bank genommen und an der Papierverleimung getrennt.
Jetzt brauche ich doch ein Schraubenloch, mittig der Schalenhälften
Mit einem Rezess als Aufnahme, kann ich dann die Schalen aushöhlen.

Hallo, ich nehme die #5.

Zwei Beispiele aus meiner Werkstatt.
Nummer 1:
Ohne Planung, mit einer wagen Vorstellung, dass eine Figur mit beweglichen Gliedern entstehen soll. Kramen in der Restekiste, experimentieren Materialmix..... und irgendwann fertig. Sitzt nun auf einer Dose und war der Überbringer eines Gutscheines für einen Besuch im Figurentheater in Oldenburg.

Nummer 2:
Und dann diese schlichte gerade Dose. Mit Planung, Messen, klarer Vorstellung über die Proportion.

Also, beides hat seine Berechtigung.

Dem Drechseleisen, dem Holz und der Intuition folgen und der genauen Planung, Vermessungen.

Herzliche Grüße aus Leer

Friederike

Friederike, für die Figur hast du dir, meiner Meinung nach, schon das Monatsgeschenk verdient!

Hallo Friederike,

schließe mich meinem Namensvetter an.
Die Figur einfach klasse gemacht.

Schöne Grüße aus Rheinhessen
Josef

Hallo,
Danke für die positiven Rückmeldungen, freue mich da sehr drüber, dass diese „Spielerei“ gut ankommt …
Herzliche Grüße
Friederike

#6

Hallo zusammen,
meistens drechsele ich nicht nach genauen Plänen sondern eher nach Lust und Laune und Holz. Dies gilt natürlich bei Gewürzmühlen nicht so ganz, sondern nur für die Aussenform .

Aber Ausnahmen gibt es ja immer. Als Geschenk stand aber eine Kaffeemühle an, die außen zylindrisch geformt sein sollte. Auch da galt die Planung also mehr dem Innenleben. Als Besonderheit musste der herausnehmbare Einsatz für ein Esspressosieb eingeplant werden. Als nicht CAD-geübter habe ich meine Pläne wieder mit LibreOffice-Impress (ähnlich PowerPoint) gemacht. Dies sorgt im Bekanntenkreis immer für Belustigung, aber es funktioniert .

In einem anderen Kreis habe ich dieses Projekt einmal präsentiert. Hier die Folien, die ich dazu erstellt habe:
Leider hat die zylindrische Form sich nicht bewährt, da sie nicht gut zu halten ist. Man muß schon kräftig drehen.

Freundliche Grüße aus dem Untertaunus
Helmut

Lieber Helmut,

herzlichen Dank für deine genauen Informationen.
Kaffeemühlen werden DAS nächste große Thema für mich!
Da sammele ich an Informationen so weit wie möglich, die sind aber spärlich.
Deine Anleitung ist eine wohltuende Ausnahme.

Beste Grüße
Paul

….und nochmal hoch

#7

Hallo liebe Drechselfreunde,
ich freue mich, auch mal wieder eine Vase aus Pflaumenholz
mit Epoxidharz zu präsentieren. Die Maße sind D-130mm x H-120mm,
die Öffnung hat 50mm, die weichen stellen habe ich ausgefräst
und mit Epoxidharz ausgefüllt. Die Oberfläche habe ich ebenfalls
mit Epoxidharz versehen und poliert.
Ach ja wie ich zu dieser Form komme,
Das Holzstück hat mehr oder weniger Dazu beigetragen.
Na ja und warum mit Epoxidharz!!! War neugierig wie sich Epoxid verarbeiten läßt.
Das ich das erstmal Epoxidharz verarbeit habe bin ich mit dem Ergebnis zufrieden.
Ich hoffe ihr auch

Los #8

Hallo Stefan,

eine schöne Aufgabe hast du uns gestellt.

Wenn ich genau darüber nachdenke spielt der Goldene Schnitt schon immer mit,
da der in meinen Schreinergenen fest verankert ist.
Aber er ist nicht das Maß aller Dinge!
Ich habe bei meinen Objekten schon eine große Vorstellung wie sie fertig aussehen sollen,
aber je nach dem was im Holz zum Vorschein kommt entscheide ich mich oft um.
Also gibt das Holz auch die Form mit vor, wenigstens teilweise.
Bei Wiederkehrenden Arbeite wie Flaschenöffner Gewürzmühlen, Schreiber, usw. fertige ich mir Maßskizzen an.
Wenn man sie manchmal nur 1x im Jahr macht es es eine gute Hilfe.

Hier ein Beispiel das ich diese Hohlform zwar geplant habe,
aber die Einschlüsse und Öffnungen haben mir auch ein Stück Form mit vorgegeben. Und so wehen meine Skizzen aus für die Wiederkehrenden Arbeiten, Kleinserienteile,
Ich mache auch immer ein Foto in die untere Ecke vom fertigen Teil.

Ich bin wieder hier. In meinem Revier. war nie wirklich weg. Hab mich nur versteckt
MMW

Mit der#9

Ich hatte euch im letzten Jahr in Etappen einen großen Schneemann aus einem frischen Birkenstamm hier im Forum gezeigt. So einen Trümmer macht man aber auch nicht ohne Schablone. Hier zeige ich die Planung auf dickem Karton. Ein Nummer kleiner habe ich ihn auch noch.
So habe ich ihn verhältnismäßig in 4 Größen .
Ich hoffe, man kann die Maße gut erkennen.
Vielleicht hat ja der ein oder andere Lust , selber ein paar Kugeln zu rollen

Hallo zusammen,
dann nehme ich mal die

#10

Oft spanne ich ein Holz auf und mache das neue Werk aus den vorliegenden Gegebenheiten, meinem Formgefühl und der entsprechenden Intuition.
Wenn ich jedoch wiederkehrende Sachen mache, fertige ich oft eine Skizze an.
So zum Beispiel bei meinen Zahnstocherdosen wo ja immerhin 3 Teile maßlich sehr gut aufeinander abgestimmt sein müssen.
Nachstehend die Skizze bzw. mein Maßblatt für die Herstellung, sowie das fertige Teil.

Hallo ritschi,

über diese Arbeit zu diskutieren ist waghalsig, ich persönlich benötige als
Beurteilung der Arbeit nur ein Wort:
................ TOLL ...................

-schön fürs Zeigen ...

# 11

Es ist kaum möglich, sich von vorhandenen Formen nicht beeinflussen zu lassen.
Wir nehmen sie auf, speichern sie unbewusst oder bewusst ab,
bewerten sie, ohne es zu merken, nach gefallen oder nicht gefallen.

Wer diese Erlebnisse nicht hat, der greift nach realen Formen.

... und dann kommt die Wiedergabe. Mit zunehmender Erfahrung hat man ein Gespür für
die einfachen angenehmen Linien, wenn nicht, beginnt man nach den historischen Vorgaben
Kurven und Übergänge zu kombinieren.

Bei mir entstehen alle Formen im Kopf und zwar nach dem Prinzip "Gefallen und Wohlfühlen.
Zeichnungen gibt es keine.

a) Ein Stück Holz fällt mir in die Hände und ich sehe welche Form in ihm steckt.
b) Eine Idee entsteht im Kopf und sich suche das passende Stück Holz dazu.

In jedem Fall vermeide ich, die gedachte Form zu verändern, weil das Holz von den
Maßen etwas anderes hergibt. Ich verschenke dann gern ein Stück vom Holz und verwandle es in Späne.

Ein Beispiel für b) angelehnt an japanische Vorbilder.

….noch 5 Stunden…

Die digitale Glücksfee hat gelost:


Herzlichen Glückwunsch Helmut.
Die detaillierte Zeichnungen und Anleitungen für die Kaffeemühle sind ja ganz losgelöst vom Monatsgeschenk schon ein Geschenk wert.
Schicke mir bitte Deine Adresse per PN.
Ich kann die Vase leider frühestens Mitte nächster Woche verschicken, da ich noch auf Geschäftsreise bin.

Liebe Grüße und Danke an alle die dann doch noch mitgemacht haben.

Hallo Stefan,

als ich gestern abend spät im Dunkeln nach Hause kam, stand ein Paket vor meiner Tür. Da war ich sehr gespannt, was da doll drin ist und habe es schnell und vorsichtig geöffnet. Das hat sich gelohnt:
Vielen Dank für die tolle Vase und den schönen Überraschungswichtel.

Herzliche Adventsgrüße aus dem Untertaunus
Helmut