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Grüne Eibe

Verfasst: Mittwoch 6. Juli 2022, 15:02
von drehpfeffer
Hallo zusammen
Ich habe neulich von einem Drechsler in der Region ein Eiben-Stammstück erworben. "Das wird kaum reissen" versicherte er mir.
Das Holz ist noch sehr feucht, das Holzbild super. Heute schnitt ich mal 2 Scheiben ab:
Screenshot 2022-07-06 154756.png
Der Mark"zapfen" fiel gleich heraus - wie würdet Ihr da vorgehen? Die Idee wäre, flache Schalen mit Naturrand zu drechseln.
Soll ich grün? Dann klebt mir kein Zapfen auf dem feuchten Holz - d.h. Rezess? Dann hab ich Verlust in der Dicke. Sowieso müsste ich wohl noch ziemlich abschneiden bis der Markzapfen hält, oder? Ich wäre froh um Tipps, danke. Ach ja, Stirnholzschalen, müsste ich auch noch sagen...

Re: Grüne Eibe

Verfasst: Mittwoch 6. Juli 2022, 16:01
von Drechsler
Hallo Jürg ,
das Foto ist nicht so dolle aber die Garteneibe ist wohl ( wie oft bei Garteneiben ) mit "Spinnenrissen" bis unter den Splint durchsetzt . Spinnenrisse bedeutet , das sich die Risse ( die schon im lebenden Baum entstanden sind ) sowohl mit den Jahresringen ( = Ringschäle ) , als auch mit den Markstrahlen gebildet haben , wie ein Spinnennetz halt . Deshalb auch das Herausfallen des "Pfropfens" .
Lange Rede , kurzer Sinn : Ich würde nach einigen Jahren Durchtrocknung höchstens große Kugeln aus dem Material drehen und dabei mit sehr , sehr niedriger Geschwindigkeit ( !!! ) und einem sehr stabilen Visier arbeiten :red: .
Viele schnell gewachsenen Garteneiben haben diese Riß -Struktur , mal mehr mal weniger . Ich habe schon einiges an ähnlich mit Rissen durchsetzten bis zu 20 cm Durchm. großen Eibenkugeln gedreht und es ist immer sehr .......heikel .....gewesen ! Aber die Kugeln ( ich hatte mal zwei Eiben die zusätzlich Blitzrinnen/Klüfte bis in den Kern hatten ) sind halt schon super , speziell die Eibenkugeln mit den Klüften ......
Grüße
Andreas
PS. : Die Kugeln möglichst groß machen , nur der äußere Splint hält die Kugelrohlinge noch zusammen , wenn ich die Fotos richtg einschätze .

Re: Grüne Eibe

Verfasst: Mittwoch 6. Juli 2022, 22:22
von Palmendrechsler
Hallo Jürg,
Eibe ist schon ein schönes Holz. Meine Erfahrungen mit nasser Eibe sind anderer Natur: Außer der durch die Werkstatt spritzenden Feuchtigkeit bemerkte ich nach kurzer Zeit eine gewisse Übelkeit und Schwindelgefühl.
Ich will kein Thema zur Giftigkeit von Eibe hier aufmachen, dazu ist bereits alles nachzulesen.
Vielleicht nur als Hinweis für entsprechende Schutzmaßnahmen, nicht nur die Stäube können Ärger bereiten.
Aber viel Erfolg für schöne Eibe-Produkte.
Ein dünnwandiger Teller der sich bei langsamer Trocknung in der Späne leicht verzieht (Schaukelteller) könnte gut gelingen.
Liebe Grüsse Helmut

Re: Grüne Eibe

Verfasst: Freitag 8. Juli 2022, 17:57
von drehpfeffer
Hallo @ Drechsler
du hattest leider recht, mit den Spinnennetz-Rissen. Habe heute noch mal ein (schlechtes,Handy-) Foto gemacht:
Screenshot 2022-07-08 185425.png
Denkst du, die ziehn sich durch die ganze Länge vom Stamm?

Re: Grüne Eibe

Verfasst: Freitag 8. Juli 2022, 20:45
von Drechsler
Hallo Jürg ,
ja das sieht schon sehr gefährlich aus weil die Risse bis kurz unter die Rinde gehen , das wird sich auch durch das ganze Stammstück ziehen . Ich würde , wie oben schon geschrieben , das Stammstück erst einmal einige Jahre zum Trocknen einlagern und es dann noch einmal anschneiden und genau untersuchen . Dann sieht man auch eher ob sich Risse öffnen usw. . Eventuell fällt dir ja während der Lagerung noch eine ganz anderer Verwendung ein , gefährlich ist halt bei so etwas die Fliehkraft der Drechselbank .
Mir selbst hat es , auch weil ich bei der Einschätzung problematischer Werkstücke eher sehr vorsichtig bin , noch nie rissiges Holz zerlegt und ich wundere mich oft bei Fotos im Internet welche Risiken eingegangen werden , das ist nicht mein Ding .
Vor 25 Jahren hat es mir aber mal einen vom Tischler fehlerhaft verleimten Treppenpfosten ohne Vorwarnung zerlegt , da hab ich sehr viel Glück gehabt . Seitdem habe ich bei gelieferten verleimten Pfosten/Säulen immer im Beisein des Lieferanten von unten eine scharfgeschliffene Axt an die Leimfuge gehalten und dann mit dem Fäustel 1x druff.......
Solch eine Geschichte vergißt man nie wieder , das 1/3 der Säule flog nach hinten gegen die Werkstattwand und nicht ins Gesicht :-P , ich konnte die Drechselbank also noch ausschalten bevor sie umkippt :-P . Die Leimfuge war nur außen verleimt , zur Mitte hin war nur beidseitig eine glänzende Leimschicht , der Geselle hatte wohl nach dem Hobeln noch gelagertes und deshalb verzogenes Holz nicht mit entspechendem Druck verleimt . Zerlegt hat es die Säule dann ohne jede Vorwarnung , als ich außen schon viel abgedreht hatte und entspannt bei der Formgebung war , puhh :red: .
Grüße
Andreas

Re: Grüne Eibe

Verfasst: Freitag 8. Juli 2022, 20:57
von drehpfeffer
Danke Andreas!