Weihnachten
Verfasst: Freitag 18. Dezember 2020, 13:53
Hallo,
hier ein Märchen zum nachdenken nach Helmut Wöllenstein,
Märchen vom Auszug aller Ausländer - eine Weihnachtsgeschichte
Es war einmal, etwa drei Tage vor Weihnachten, spät abends. Über den
Marktplatz der kleinen Stadt kamen ein paar Männer gezogen. Sie blieben an
der Kirche stehen und sprühten auf die Mauer: "Ausländer raus" und
"Deutschland den Deutschen". Steine flogen in das Fenster des türkischen
Ladens gegenüber der Kirche. Dann zog die Horde ab. Gespenstische Ruhe....
Die Gardinen an den Bürgerhäusern waren schnell wieder zugefallen.
Niemand hatte etwas gesehen.
"Los kommt, es reicht. Wir gehen!"
"Wo denkst du hin! Was sollen wir denn da unten im Süden?"
"Da unten? - Das ist immerhin unsere Heimat. Hier wird es
immer schlimmer. Wir tun das, was an der Wand steht: Ausländer raus!!"
Tatsächlich, mitten in der Nacht kam Bewegung in die kleine Stadt.
Die Türen der Geschäfte sprangen auf: Zuerst kamen die Kakaopäckchen,
die Schokoladen und Pralinen in ihren Weihnachtsverkleidungen.
Sie wollten nach Ghana und Westafrika, denn da waren sie zu Hause.
Dann der Kaffee palettenweise, des Deutschen Lieblingsgetränk. Uganda,
Kenia und Lateinamerika waren seine Heimat.
Ananas und Bananen räumten ihre Kisten, auch die Trauben und Erdbeeren
aus Südafrika.
Fast alle Weihnachtsleckereien brachen auf, Pfeffernüsse, Spekulatius und
Zimtsterne - die Gewürze in ihrem Inneren zog es nach Indien.
Der Dresdner Stollen zögerte. Man sah Tränen in seinen Rosinenaugen,
als er zugab: "Mischlingen wie mir geht es besonders an den Kragen."
Mit ihm kam das Lübecker Marzipan und der Nürnberger Lebkuchen,
- nicht Qualität nur Herkunft zählte jetzt.
Es war schon in der Morgendämmerung, als die Schnittblumen nach Kolumbien
aufbrachen und die Pelzmäntel mit Gold und Edelsteinen in teuren
kleinen Chartermaschinen in alle Welt starteten.
Der Verkehr brach an diesem Tag zusammen. Lange Schlangen
japanischer Autos, vollgestopft mit Optik und Unterhaltungelektronik
krochen gen Osten. Am Himmel sah man die Weihnachtsgänse nach
Polen fliegen, auf ihrer Bahn gefolgt von den feinen Seidenhemden
und den Teppichen des fernen Asien.
Mit Krachen lösten sich die tropischen Hölzer aus den Fensterrahmen
und schwirrten ins Amazonasbecken.
Man mußte sich vorsehen, nicht auszurutschen, denn von überall her
quoll Öl und Benzin hervor, floß in Rinnsalen und Bächen zusammen
in Richtung Irak und Iran.
Aber man hatte ja Vorsorge getroffen. Stolz holten die großen deutschen
Automobilfirmen ihre Krisenpläne aus den Schubladen: Der Holzvergaser
war ganz neu aufgelegt worden. Wozu ausländisches Öl !?
Aber die VW`s und BMW`s begannen sich aufzulösen in ihre Einzelteile.
Das Aluminium wanderte nach Jamaika, das Kupfer nach Somalia,
ein Drittel der Eisenteile nach Brasilien, der Naturkautschuk aus den
Gummimischungen der Reifen nach Zaire.
Und die Straßendecke hatte mit ausländischen Asphalt im Verbund
auch ein besseres Bild abgegeben.
Autohäuser standen leer, denn die Fiat`s und die Lancia`s rollten gen Italien.
Jaguar, Rover, Rolls - Royce Richtung England, Chrysler nach Amerika und
Renault`s, Citroens`s und Peugeot`s gen Frankreich usw.
Natürlich verschwand auch ein großer Teil der Schuhe in Richtung Italien,
England und Frankreich. Auch die Boutiquen waren um die
Kleidungsstücke aus diesen Ländern geräumt und plötzlich
war da kaum noch eine modische Auswahl zu finden.
Orangen rollten nach Spanien, Datteln und Feigen in den Orient.
Weine und Spiritousen zogen sich gleich containerweise in ihre Heimatländer zurück.
Viele Restaurants, die wir liebten, waren schlagartig geräumt. Nichts war`s mehr
mit Pizzas, mit griechisch, jugoslawisch oder chinesisch essen.
Auch Mc Donald war geschlossen. Nur noch deutsche Küche den Deutschen.
Alsdann machten sich sogar unsere liebgewonnenen Haustier auf den
Rückweg in ihre Ursprungsländer - getreu dem Motto: Nur die Herkunft zählt.
So waren dann plötzlich die Wellensittiche aus den heimischen Käfigen verschwunden,
Papageien, ja sogar Siamkatzen, Perserkatzen und bestimmte Hunderassen
verließen einfach ihr bisheriges "Herrchen und Frauchen".
Die Aquarien waren auf einen Schlag leer und Fisch zum Essen gab es auch
nur noch in einer ganz kleinen Auswahl.
Nie wieder würden die Blumenzwiebeln aus Holland im Frühjahr aus den
Böden sprießen und blühen, denn auch die waren der Erde entsprungen
und heimwärts gezogen.
Feinstes Porzellan aus China verschwand ebenso wie Gemälde vieler
berühmter ausländischer Maler aus unseren Museen.
Auch Bestseller in den Bücherregalen zuhaus, in Bibliotheken und
Buchhandlungen waren schlagartig verschwunden.
Und in Musikläden und CD-Sammlungen in den Wohnzimmern fanden sich
nur noch ganz wenige Stücke, ausschließlich in deutsch.
Denn....Nur die Herkunft zählte ja schließlich.
Nach drei Tagen war der Spuk vorbei, der Auszug geschafft.
Gerade noch rechtzeitig vorm Weihnachtsfest. Nichts
Ausländisches war mehr im Land.
Aber Tannenbäume gab es noch, Äpfel und Nüsse. Und "Stille Nacht"
durfte gesungen werden - wenn auch nur mit Sondergenehmigung-
das Lied kam immerhin aus Österreich!
Nur eines wollte nicht ins Bild passen, Maria, Josef und das Kind waren
geblieben. Drei Juden. Ausgerechnet! "Wir bleiben", sagte Maria,
"wenn wir aus diesem Land gehen, wer will ihnen noch den Weg zurück zeigen,
zurück zur Vernunft und zur Menschlichkeit?"
Ich bitte schreibfehler zu entschuldigen und wünsche allen ein schönes Weihnachten
Andreas
hier ein Märchen zum nachdenken nach Helmut Wöllenstein,
Märchen vom Auszug aller Ausländer - eine Weihnachtsgeschichte
Es war einmal, etwa drei Tage vor Weihnachten, spät abends. Über den
Marktplatz der kleinen Stadt kamen ein paar Männer gezogen. Sie blieben an
der Kirche stehen und sprühten auf die Mauer: "Ausländer raus" und
"Deutschland den Deutschen". Steine flogen in das Fenster des türkischen
Ladens gegenüber der Kirche. Dann zog die Horde ab. Gespenstische Ruhe....
Die Gardinen an den Bürgerhäusern waren schnell wieder zugefallen.
Niemand hatte etwas gesehen.
"Los kommt, es reicht. Wir gehen!"
"Wo denkst du hin! Was sollen wir denn da unten im Süden?"
"Da unten? - Das ist immerhin unsere Heimat. Hier wird es
immer schlimmer. Wir tun das, was an der Wand steht: Ausländer raus!!"
Tatsächlich, mitten in der Nacht kam Bewegung in die kleine Stadt.
Die Türen der Geschäfte sprangen auf: Zuerst kamen die Kakaopäckchen,
die Schokoladen und Pralinen in ihren Weihnachtsverkleidungen.
Sie wollten nach Ghana und Westafrika, denn da waren sie zu Hause.
Dann der Kaffee palettenweise, des Deutschen Lieblingsgetränk. Uganda,
Kenia und Lateinamerika waren seine Heimat.
Ananas und Bananen räumten ihre Kisten, auch die Trauben und Erdbeeren
aus Südafrika.
Fast alle Weihnachtsleckereien brachen auf, Pfeffernüsse, Spekulatius und
Zimtsterne - die Gewürze in ihrem Inneren zog es nach Indien.
Der Dresdner Stollen zögerte. Man sah Tränen in seinen Rosinenaugen,
als er zugab: "Mischlingen wie mir geht es besonders an den Kragen."
Mit ihm kam das Lübecker Marzipan und der Nürnberger Lebkuchen,
- nicht Qualität nur Herkunft zählte jetzt.
Es war schon in der Morgendämmerung, als die Schnittblumen nach Kolumbien
aufbrachen und die Pelzmäntel mit Gold und Edelsteinen in teuren
kleinen Chartermaschinen in alle Welt starteten.
Der Verkehr brach an diesem Tag zusammen. Lange Schlangen
japanischer Autos, vollgestopft mit Optik und Unterhaltungelektronik
krochen gen Osten. Am Himmel sah man die Weihnachtsgänse nach
Polen fliegen, auf ihrer Bahn gefolgt von den feinen Seidenhemden
und den Teppichen des fernen Asien.
Mit Krachen lösten sich die tropischen Hölzer aus den Fensterrahmen
und schwirrten ins Amazonasbecken.
Man mußte sich vorsehen, nicht auszurutschen, denn von überall her
quoll Öl und Benzin hervor, floß in Rinnsalen und Bächen zusammen
in Richtung Irak und Iran.
Aber man hatte ja Vorsorge getroffen. Stolz holten die großen deutschen
Automobilfirmen ihre Krisenpläne aus den Schubladen: Der Holzvergaser
war ganz neu aufgelegt worden. Wozu ausländisches Öl !?
Aber die VW`s und BMW`s begannen sich aufzulösen in ihre Einzelteile.
Das Aluminium wanderte nach Jamaika, das Kupfer nach Somalia,
ein Drittel der Eisenteile nach Brasilien, der Naturkautschuk aus den
Gummimischungen der Reifen nach Zaire.
Und die Straßendecke hatte mit ausländischen Asphalt im Verbund
auch ein besseres Bild abgegeben.
Autohäuser standen leer, denn die Fiat`s und die Lancia`s rollten gen Italien.
Jaguar, Rover, Rolls - Royce Richtung England, Chrysler nach Amerika und
Renault`s, Citroens`s und Peugeot`s gen Frankreich usw.
Natürlich verschwand auch ein großer Teil der Schuhe in Richtung Italien,
England und Frankreich. Auch die Boutiquen waren um die
Kleidungsstücke aus diesen Ländern geräumt und plötzlich
war da kaum noch eine modische Auswahl zu finden.
Orangen rollten nach Spanien, Datteln und Feigen in den Orient.
Weine und Spiritousen zogen sich gleich containerweise in ihre Heimatländer zurück.
Viele Restaurants, die wir liebten, waren schlagartig geräumt. Nichts war`s mehr
mit Pizzas, mit griechisch, jugoslawisch oder chinesisch essen.
Auch Mc Donald war geschlossen. Nur noch deutsche Küche den Deutschen.
Alsdann machten sich sogar unsere liebgewonnenen Haustier auf den
Rückweg in ihre Ursprungsländer - getreu dem Motto: Nur die Herkunft zählt.
So waren dann plötzlich die Wellensittiche aus den heimischen Käfigen verschwunden,
Papageien, ja sogar Siamkatzen, Perserkatzen und bestimmte Hunderassen
verließen einfach ihr bisheriges "Herrchen und Frauchen".
Die Aquarien waren auf einen Schlag leer und Fisch zum Essen gab es auch
nur noch in einer ganz kleinen Auswahl.
Nie wieder würden die Blumenzwiebeln aus Holland im Frühjahr aus den
Böden sprießen und blühen, denn auch die waren der Erde entsprungen
und heimwärts gezogen.
Feinstes Porzellan aus China verschwand ebenso wie Gemälde vieler
berühmter ausländischer Maler aus unseren Museen.
Auch Bestseller in den Bücherregalen zuhaus, in Bibliotheken und
Buchhandlungen waren schlagartig verschwunden.
Und in Musikläden und CD-Sammlungen in den Wohnzimmern fanden sich
nur noch ganz wenige Stücke, ausschließlich in deutsch.
Denn....Nur die Herkunft zählte ja schließlich.
Nach drei Tagen war der Spuk vorbei, der Auszug geschafft.
Gerade noch rechtzeitig vorm Weihnachtsfest. Nichts
Ausländisches war mehr im Land.
Aber Tannenbäume gab es noch, Äpfel und Nüsse. Und "Stille Nacht"
durfte gesungen werden - wenn auch nur mit Sondergenehmigung-
das Lied kam immerhin aus Österreich!
Nur eines wollte nicht ins Bild passen, Maria, Josef und das Kind waren
geblieben. Drei Juden. Ausgerechnet! "Wir bleiben", sagte Maria,
"wenn wir aus diesem Land gehen, wer will ihnen noch den Weg zurück zeigen,
zurück zur Vernunft und zur Menschlichkeit?"
Ich bitte schreibfehler zu entschuldigen und wünsche allen ein schönes Weihnachten
Andreas