Wieso es zukünftig in Europa noch genügend Olivenholz gibt
Verfasst: Montag 17. Oktober 2016, 16:37
Wieso es auch in Zukunft noch genügend Olivenholz geben wird:
Hallo,
aus eigener Erfahrung weiß ich, wie viel Arbeit es kostet, um einen Liter Olivenöl zu bekommen, zumindest wenn auf herkömmliche Art und Weise die Bäume gepflegt und beerntet werden.
Im Detail: Für uns so typische Bilder von Oliven-Hainen, in denen Bäume von vielleicht 50-200 Jahre Alter stehen (30-70cm Stammdurchm.), werden regelmäßig durchgeschnitten, der Boden wird befreit von Unkräutern, Wildsträuchern, ggf. gemäht, dazu noch vielmalige Maßnahmen gegen Olivenfliegen und dann die Ernte, die auf versch. Weise erfolgen kann.
a) relativ wenig Arbeitsaufwand, dafür höherer Kapitalaufwand für die riesige Menge Netze:
Eine späte Ernte, die Flächen unter den Bäumen werden gemäht, großflächig über die gesamten Felder Netze ausgelegt und man läßt die reifen Früchte (tiefschwarz) fallen, was dann in der Zeit von Nov. bis Febr. passiert. So kenne ich es z.B. aus Kreta. Die Oliven haben im Verhältnis zur Fruchtmasse den höchsten Ölanteil und den geringsten Anteil an Inhaltsstoffen.
b) deutlich mehr Arbeitsaufwand, wenig Kapitalbedarf, nur wenige Netze
Eine mittelspäte Ernte, Netze werden unter den jeweils zu beernteten Baum gelegt und die halbreifen bis reifen Oliven (braun bis braunschwarz) werden mit Stöckern von den Zweigen geschlagen, z.T. werden hohe Äste abgeschnitten, z.T. auch mit einem Kamm oder den Händen von den Zweigen gestreift.
Kenne ich ebenfalls von Griechenland, in Portugal habe ich das bislang nur 1xgesehen.
https://www.youtube.com/watch?v=AYnlotd_JxM
c) am meisten Arbeitsaufwand, wenig Kapitalbedarf, nur wenige Netze
Eine frühe bis mittelspäte Ernte. Die Vorgehensweise entspricht im Prinzip Nr. b, nur mit dem Unterschied, daß hierbei bis in die Spitzen die Oliven von Hand abgestreift werden, entweder mit einem Handrechen, einem Kamm ähnlich, oder einfach per Hand. Der Erntezeitpunkt wird so gewählt, daß möglichst viele Inhaltsstoffe im Öl sind, der Säuregehalt nicht zu hoch, also wenn die Oliven im Mittel von grün auf braun/braunschwarz übergehen. Das ist in der Regel Ende Okt./Anfang Nov. Der Ölanteil im Verhältnis zur Fruchtmasse ist niedriger, dafür der Anteil an sonst. Inhaltsstoffen hoch. Das Öl hat eine fruchtige Note.
https://www.youtube.com/watch?v=Wrn4qnOk6ZA
In der Region Alto-Alentejo (Portugal) wird traditionell bei den Kleinbauern, Privatleuten und Ölproduzenten das Verfahren c angewandt. Wenn ich z.B. ernte, mache ich es genauso.
Aus Erfahrung und Beobachtung weiß ich, daß man beim Verfahren c mit ca. 2 Arbeitsstunden für einen Liter Olivenöl rechnen muß einschl. der Baumpflege. Ich brauche zwar länger, bin halt kein geübter Landarbeiter. In Portugal dürfte ein Landarbeiter ca. 3,50 Euro/Std. verdienen, was in etwa auch dem gesetzl. Mindestlohn entspricht, sodaß bei den Kleinbauern die Ölproduktion kaum lukrativ sein dürfte, da es durchaus Olivenöle im Handel in Portugal gibt, die unter 5 Euro/Liter kosten.
Letztes Jahr habe ich in einer offiz. portug. Statistik gelesen, daß z.B. Portugal das meiste Öl nach China exportiert. Interessant fand ich den Durchschnittspreis, der angegeben war. Es waren ca. 4,50 Euro je Liter. Also im Großhandel/Export. Wollen die Produzenten also Gewinn machen, funktioniert das bei der herkömmlichen Verfahrensweise nicht. Egal ob nach Verfahren a, b oder c. Die Erzeugerkosten sind immer höher. Gewinn macht nur, wer e schafft sein Olivenöl für 10-25 Euro/Liter zu verkaufen.
Und nun komme ich zum Titel zum Sinn der Überschrift:
Da es Olivenöl produzierende Länder gibt, die eher mit 1-2 Euro/Stundenlohn kalkulieren können, entsteht entspr. Druck, dem die südeurop.Länder mit steigenden Löhnen zunehmend ausgesetzt sind. Mit stetig steigender Mechanisierung wird versucht dem zu begegnen.
Das fing an mit Rüttelmaschinen, zuerst Handgeräte, dann an Treckern oder Spezialfahrzeugen, die in der Lage waren alte Baumbestände rationell zu beernten, also in der Weise daß maschinell ein großes Netz um den Stamm gespannt wird, ein Greifarm den Stamm umklammert und diesen kräftig schüttelt.
Bei diesem Verfahren konnten die vielen älteren Bäume erhalten bleiben, auch die Sortenvielfalt bei den Oliven. Denn es gibt unzählige Sorten.
https://www.youtube.com/watch?v=OXxLSEbUFqg
Inzwischen ist die Mechanisierung weiter fortgeschritten. Es werden die alten Olivenhaine gerodet oder Brachflächen, Wiesen, Weiden bereinigt und es finden neue Aufpflanzungen statt. Es sind spezielle Olivensorten, die schon in sehr jungen Jahren hohe Erträge bringen. Sie werden dicht an dicht in langen Reihen gepflanzt (Pflanzabstand ca. 70cm). Die Pflanzen hängen am Tropf in Bezug auf Wasserversorgung, Düngung, Chemie. Sie werden stark geschnitten und vermutlich werden sie auch nicht sonderlich alt.
Es sind Oliven-Harvester zur Ernte im Einsatz, sodaß kaum noch Personal vonnöten ist. Und da dieser Umstand immer weiter zunimmt, werden auch immer wieder alte Olivenhaine aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit gerodet und durch Neupflanzungen, wie im folgenden Video zu sehen, ersetzt. Die Sortenvielfalt leidet dabei enorm.
Zur Qualität des Öls kann ich diesbezüglich mangels Erfahrung wenig sagen. Sie werden sicherlich in einem sehr frühem Stadium, also grasgrün beerntet.
https://www.youtube.com/watch?v=v0glTpuK8SY
Für die Holzliebhaber steht aber fest, daß aufgrund der weiter durchgeführten Rodungen von Olivenhainen immer wieder Holz anfällt, welches man bergen kann, bevor es zu Brennholz bei den Bauern verarbeitet wird, die es leider meist schon auf den Feldern auf Ofengröße schneiden.
Dies war eine Erklärung wieso das Olivenholz auch die nächsten Jahre und Jahrzehnte in Europa nicht ausgehen sollte.
Gruß Joaquim
Hallo,
aus eigener Erfahrung weiß ich, wie viel Arbeit es kostet, um einen Liter Olivenöl zu bekommen, zumindest wenn auf herkömmliche Art und Weise die Bäume gepflegt und beerntet werden.
Im Detail: Für uns so typische Bilder von Oliven-Hainen, in denen Bäume von vielleicht 50-200 Jahre Alter stehen (30-70cm Stammdurchm.), werden regelmäßig durchgeschnitten, der Boden wird befreit von Unkräutern, Wildsträuchern, ggf. gemäht, dazu noch vielmalige Maßnahmen gegen Olivenfliegen und dann die Ernte, die auf versch. Weise erfolgen kann.
a) relativ wenig Arbeitsaufwand, dafür höherer Kapitalaufwand für die riesige Menge Netze:
Eine späte Ernte, die Flächen unter den Bäumen werden gemäht, großflächig über die gesamten Felder Netze ausgelegt und man läßt die reifen Früchte (tiefschwarz) fallen, was dann in der Zeit von Nov. bis Febr. passiert. So kenne ich es z.B. aus Kreta. Die Oliven haben im Verhältnis zur Fruchtmasse den höchsten Ölanteil und den geringsten Anteil an Inhaltsstoffen.
b) deutlich mehr Arbeitsaufwand, wenig Kapitalbedarf, nur wenige Netze
Eine mittelspäte Ernte, Netze werden unter den jeweils zu beernteten Baum gelegt und die halbreifen bis reifen Oliven (braun bis braunschwarz) werden mit Stöckern von den Zweigen geschlagen, z.T. werden hohe Äste abgeschnitten, z.T. auch mit einem Kamm oder den Händen von den Zweigen gestreift.
Kenne ich ebenfalls von Griechenland, in Portugal habe ich das bislang nur 1xgesehen.
https://www.youtube.com/watch?v=AYnlotd_JxM
c) am meisten Arbeitsaufwand, wenig Kapitalbedarf, nur wenige Netze
Eine frühe bis mittelspäte Ernte. Die Vorgehensweise entspricht im Prinzip Nr. b, nur mit dem Unterschied, daß hierbei bis in die Spitzen die Oliven von Hand abgestreift werden, entweder mit einem Handrechen, einem Kamm ähnlich, oder einfach per Hand. Der Erntezeitpunkt wird so gewählt, daß möglichst viele Inhaltsstoffe im Öl sind, der Säuregehalt nicht zu hoch, also wenn die Oliven im Mittel von grün auf braun/braunschwarz übergehen. Das ist in der Regel Ende Okt./Anfang Nov. Der Ölanteil im Verhältnis zur Fruchtmasse ist niedriger, dafür der Anteil an sonst. Inhaltsstoffen hoch. Das Öl hat eine fruchtige Note.
https://www.youtube.com/watch?v=Wrn4qnOk6ZA
In der Region Alto-Alentejo (Portugal) wird traditionell bei den Kleinbauern, Privatleuten und Ölproduzenten das Verfahren c angewandt. Wenn ich z.B. ernte, mache ich es genauso.
Aus Erfahrung und Beobachtung weiß ich, daß man beim Verfahren c mit ca. 2 Arbeitsstunden für einen Liter Olivenöl rechnen muß einschl. der Baumpflege. Ich brauche zwar länger, bin halt kein geübter Landarbeiter. In Portugal dürfte ein Landarbeiter ca. 3,50 Euro/Std. verdienen, was in etwa auch dem gesetzl. Mindestlohn entspricht, sodaß bei den Kleinbauern die Ölproduktion kaum lukrativ sein dürfte, da es durchaus Olivenöle im Handel in Portugal gibt, die unter 5 Euro/Liter kosten.
Letztes Jahr habe ich in einer offiz. portug. Statistik gelesen, daß z.B. Portugal das meiste Öl nach China exportiert. Interessant fand ich den Durchschnittspreis, der angegeben war. Es waren ca. 4,50 Euro je Liter. Also im Großhandel/Export. Wollen die Produzenten also Gewinn machen, funktioniert das bei der herkömmlichen Verfahrensweise nicht. Egal ob nach Verfahren a, b oder c. Die Erzeugerkosten sind immer höher. Gewinn macht nur, wer e schafft sein Olivenöl für 10-25 Euro/Liter zu verkaufen.
Und nun komme ich zum Titel zum Sinn der Überschrift:
Da es Olivenöl produzierende Länder gibt, die eher mit 1-2 Euro/Stundenlohn kalkulieren können, entsteht entspr. Druck, dem die südeurop.Länder mit steigenden Löhnen zunehmend ausgesetzt sind. Mit stetig steigender Mechanisierung wird versucht dem zu begegnen.
Das fing an mit Rüttelmaschinen, zuerst Handgeräte, dann an Treckern oder Spezialfahrzeugen, die in der Lage waren alte Baumbestände rationell zu beernten, also in der Weise daß maschinell ein großes Netz um den Stamm gespannt wird, ein Greifarm den Stamm umklammert und diesen kräftig schüttelt.
Bei diesem Verfahren konnten die vielen älteren Bäume erhalten bleiben, auch die Sortenvielfalt bei den Oliven. Denn es gibt unzählige Sorten.
https://www.youtube.com/watch?v=OXxLSEbUFqg
Inzwischen ist die Mechanisierung weiter fortgeschritten. Es werden die alten Olivenhaine gerodet oder Brachflächen, Wiesen, Weiden bereinigt und es finden neue Aufpflanzungen statt. Es sind spezielle Olivensorten, die schon in sehr jungen Jahren hohe Erträge bringen. Sie werden dicht an dicht in langen Reihen gepflanzt (Pflanzabstand ca. 70cm). Die Pflanzen hängen am Tropf in Bezug auf Wasserversorgung, Düngung, Chemie. Sie werden stark geschnitten und vermutlich werden sie auch nicht sonderlich alt.
Es sind Oliven-Harvester zur Ernte im Einsatz, sodaß kaum noch Personal vonnöten ist. Und da dieser Umstand immer weiter zunimmt, werden auch immer wieder alte Olivenhaine aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit gerodet und durch Neupflanzungen, wie im folgenden Video zu sehen, ersetzt. Die Sortenvielfalt leidet dabei enorm.
Zur Qualität des Öls kann ich diesbezüglich mangels Erfahrung wenig sagen. Sie werden sicherlich in einem sehr frühem Stadium, also grasgrün beerntet.
https://www.youtube.com/watch?v=v0glTpuK8SY
Für die Holzliebhaber steht aber fest, daß aufgrund der weiter durchgeführten Rodungen von Olivenhainen immer wieder Holz anfällt, welches man bergen kann, bevor es zu Brennholz bei den Bauern verarbeitet wird, die es leider meist schon auf den Feldern auf Ofengröße schneiden.
Dies war eine Erklärung wieso das Olivenholz auch die nächsten Jahre und Jahrzehnte in Europa nicht ausgehen sollte.
Gruß Joaquim