Rückschlag an der Kreissäge

Hinweise zur Arbeitssicherheits, die eigenverantwortlich umgesetzt werden können

Moderator: Harald

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dalbergia_63
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Rückschlag an der Kreissäge

Beitrag von dalbergia_63 »

Liebe ForumskollegInnen,

den folgenden Film der Schweizer Online-Seite Schreinersicht von Hannes Wettstein möchte ich Euch nicht vorenthalten:

Er zeigt in Zeitlupe was beim Sägen ohne Spaltkeil an der Tischkreissäge im Falle eines Rückschlages passiert.

www.youtube.com/watch?v=m-GBaUoL3sQ&feature=emb_logo

In diesem Sinne "Gefahr erkannt, Gefahr gebannt"

Mit handwerklich-kollegialen Grüßen

Heinz
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Helmut-P
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Re: Rückschlag an der Kreissäge

Beitrag von Helmut-P »

Hallo Heinz,

ein guter Tipp sehr anschaulich im Video dargestellt. So ein Hinweis kann helfen, schlimme Unfälle zu vermeiden.

Freundliche Grüße aus dem Untertaunus
Helmut
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Drechselfieber
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Re: Rückschlag an der Kreissäge

Beitrag von Drechselfieber »

Nur mal eben ein Stück für einen Freund zugeschnitten, den Schiebestock aufgehoben.
Als ich wieder aufstand kam das Stück vorbei. Mein Kopf war zum Glück wieder aus der Schussbahn, aber ich hatte
für Wochen die Hand eines Preisboxers.
Gruss Hartmut

Nimmst du jemand mit auf deinen Weg, schau nicht auf den Reiter, sondern auf sein Pferd. Wenn dich der Reiter verlässt, kannst du das Pferd noch gebrauchen. (Buschläuferweisheit/Alaska)
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dalbergia_63
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Re: Rückschlag an der Kreissäge

Beitrag von dalbergia_63 »

Dazu noch zwei persönliche Erlebnisse zum Thema, die ich mal im Gelben gepostet habe:

"... ich hatte im Maschinenkurs einen Ausbilder, der den Azubis die "Wucht des Rückschlages" plastisch vor Augen geführt hat:

Am ersten Tag der Unterweisung hat er bei laufender Formatkreissäge locker flockig kleine Holzwürfel in Richtung Kreissägeblatt geworfen die anschließend mit gut 250 km/h quer durch den Maschinenraum geschossen sind - mit der Folge, dass alle Azubis hinter den Hobelbänken in Deckung gingen - eine Szene, die mich seit 30 Jahren begleitet, wenn ich die Kreissäge einschalte...

Eine andere Bewusstwerdung dessen was, das Thema "Rückschlag" bedeutet habe ich noch vor meiner Ausbildung zum Schreiner erlebt. Während eines Aufenthaltes in den USA habe ich eine Frau kennengelernt, deren Vater - Südstaaten-Großgrundbesitzer, Bauunternehmer und erfahrener Hobbyschreiner und Möbelrestaurator - gerade ein halbes Jahr vorher einen Arbeitsunfall in seiner Werkstatt erlitten hatte:

Beim Sägen ohne Spaltkeil hatte sich das schlanke Werkstück zwischen Parallelanschlag und Sägeblatt verklemmt und wurde mit besagter Geschwindigkeit nach hinten herausgeschossen und traf den alten Herren im Bereich der Leber - bis der Notarzt kam war er verblutet...

Ich selber habe in meiner Schreinerlaufbahn auch schon einige kritische Situationen erlebt und selber erzeugt... "



Gruß
Heinz
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Re: Rückschlag an der Kreissäge

Beitrag von maserknollen »

Der Spaltkeil auf der Säge ist ein unverzichtbares Muss . Aber unbedingt auch mit Sägeblattabdeckung oder Spanhaube zu verwenden ,um das Material bei Flankenreibung am aufsteigenden Zahn auch unten zu halten. Auch ein großer Fehler, der immer wieder gemacht wird, ist die Bequemlichkeit , das Sägeblatt nicht den entsprechenden Schnitten anzupassen.
Sprich: Langholz,Querholz, Hartholz, Plattenwerkstoffe immer mit dem gleichen Blatt ,am besten noch nach dem Motto - je mehr Zähne, desto besser 8-)
Ich finde, die Benutzung der Tischkreissäge bedarf sowieso einer ausgiebigen technischen Unterweisung.
Gruß Ludger

Der krumme Baum lebt sein Leben.
Der gerade Baum wird zum Brett.
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dalbergia_63
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Re: Rückschlag an der Kreissäge

Beitrag von dalbergia_63 »

maserknollen hat geschrieben: Montag 22. Februar 2021, 18:31 Ich finde, die Benutzung der Tischkreissäge bedarf sowieso einer ausgiebigen technischen Unterweisung.
Hallo Ludger,

da kann ich Dir nur recht geben...

Dabei gibt es noch soviele andere Aspekte beim Arbeiten an der Tisch/Formatkreissäge:

- ein Gefahrenpunkt ist z.B. der ungenügende Freischnitt des Parallelanschlages, denn dieser sollte eben nicht genau parallel zum Sägeblatt stehen sondern nach hinten wenige Zehntel mm vom aufsteigenden Teil des Sägeblattes weglaufen. Das verhindert Ausrisse auf der Oberseite und das Klemmen des Werkstückes. Im schlimmsten Fall wird der Kanal enger!

- Gleiches gilt für den Schlitten auf der linken Seite (besonders bei Formatkreissägen). Auch dieser läuft vom aufsteigenden Teil des Sägeblattes weg. Deshalb lassen sich auch bei der gleichzeitigen Nutzung des Schlittens und des Breitenanschlages (zumindestens bei breiteren Werkstücken!) keine exakt rechtwinkeligen Ergebnisse erzielen.

- daher gilt: 90°-Anschnitt am Schlitten, maszgenau ablängen bei längeren Werkstücken am Schlitten, bei kurzen durch Anlegen am Parallelanschlag - dann aber weg vom Anschlaglineal links!

- Die Auswahl des richtigen und vorallem scharfen (meist Hartmetallbestückten) Sägeblattes ist ein Muss! Längsschnitte in Massivholz: Sägeblatt mit wenigen Zähnen (meist Flachzahn), Querschnitte in Massivholz: mit mittlerer Zahnung und Wechselzahn, Schnitte in beschichteten Werkstoffen (Furnier oder Kunststoff) mit Vielzahn (z.B. 350 mm Durchmesser, 75 Zähne) - dann meist Wechselzahn oder Dach/Hohlzahn...

- Stumpfe Sägeblätter unbedingt zum Schärfdienst geben, verharzte reinigen (lassen)

- die Einstellungen (Freischnitte, Maszskalen, etc) und Winkelgenauigkeiten der Kreissäge periodisch überprüfen - z. B. durch schneiden einer quadratischen Platte am Schlitten und überprüfen der exakten Übereinstimmung der Diagonalmasze

Nur so ein paar Ideen, die ich durch meinen Lehrmeister eingeimpft bekommen habe... vielleicht nützen sie Euch ja auch.

Mit handwerklich-kollegialen Grüßen
Heinz
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