Wikinger Schwert

Moderator: Rainer Bucken

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Splintholz
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Wikinger Schwert

Beitrag von Splintholz »

Hier mal das Ergebnis von einer Woche harte Arbeit. Klinge aus 2 Bahnen Torsionsdamast 1 Lage Damast zur optischen Trennung mit aufgesohlter Schneide. Knauf und Parierstange aus Bronze gegossen.
Gruß Jochen
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Peter G
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Re: Wikinger Schwert

Beitrag von Peter G »

Hallo Jochen,

auch tödlich wirkende Waffen können so schön sein. Wenn sie nicht zum Kampf eingesetzt, sondern nur in friedlichen Foren handwerklich begabten Pazifisten präsentiert werden. Deine beiden Schwerter verfügen über einen faszinierenden ästhetischen Reiz.

Wenn du bitte deinem interessierten, aber noch ahnungslosem Publikum erklärst, was Torsionsdamastbahnen und aufgesohlte Schneiden sind, haben wir einen noch größeren Erkenntnisgewinn. Dankeschön und Anerkennung!


Grüße von Peter Gwiasda
Splintholz
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Re: Wikinger Schwert

Beitrag von Splintholz »

Hallo Peter
Gerne reiche ich noch weitere Details nach. Diese Art Klingen wurden nicht im Kampf eingesetzt sondern waren reine Prunkschwerter welche sich aufgrund der extrem aufwändigen Machart nur Fürsten und Könige leisten konnten. Die Bezeichnung " Wikinger Schwert" wird umgangssprachlich gebraucht. Korrekterweise handelt es sich um eine frühmittelalterliche Spatha mit wurmbunter Klinge aus dem 8. Jahrhundert. Der Begriff "Wurmbunt" weist auf die sich windenten dekorativen mythologischen Elemente auf der Klinge hin. Bekannte Funde mit solchem Klingenaufbau sind das Schwert aus dem Grab von Sutton Hoo in England oder das Fürstenschwert aus Beckum. Erst aufwändige wissenschaftliche Untersuchungen konnten belegen, zu welchen Leistungen Schmiede bereits im Frühmittelalter fähig waren. Ich habe in den vergangenen Jahren immer einmal ein Kochmesser aus mehrlagigem Damast geschmiedet und habe mich seit einem halben Jahr mit der schwierigen Umsetzung dieser speziellen Schmiedetechnik vertraut gemacht. Auch die Suche nach einer kompetenten Schmiede war nicht einfach da so etwas nicht zum Tagesgeschäft gehört. Der Aufbau der Klinge besteht aus mehreren zusammen geschmiedeten Elementen aus 3 verschiedenen Stahlsorten welche in einem Fall Nickel und in dem anderen Fall Mangan enthalten muss um beim späteren Ätzen die figürlichen Elemente als erhabene Struktur sichtbar zu machen. Dieses nennt man in der Fachsprache " mehrbahniger Klingenaufbau". Hierbei werden die 3 Damaststränge zum Schluss noch mit einer umlaufenden Schneide versehen. Ich habe dann nach langen Suchen noch eine kompetente Schmiede gefunden welche sich dann durch Herstellung einer speziellen Schleifvorrichtung für den Hohlschliff der Klinge und eigenen Schmiedeversuche qualifiziert hat. Ziel war es, das Schwert in einer Woche herzustellen. Das Risiko, dass es beim Zusammenschmieden der einzelnen Damastelemente zu Fehlern kommt, ist sehr hoch und man erkennt dieses erst beim Schleifen. Alle Arbeitsschritte wurden fotographisch und per Video dokumentiert. Hier jetzt einige Impressionen.
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Splintholz
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Re: Wikinger Schwert

Beitrag von Splintholz »

Hier die weiteren Vorschritte. Angefangen haben wir mit 6,5 kg Stahl. Nach der Fertigstellung wiegt das Schwert kompl. 1600 Gramm bei einer Länge von 97 cm, Klingenbreite 5,2 cm, Stärke 4,5 mm.
Gruß Jochen
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Helmut-P
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Re: Wikinger Schwert

Beitrag von Helmut-P »

Hallo Jochen,

auch wenn's weder rund noch aus Holz ist: :respekt: vor dieser tollen Arbeit und :danke: für den ausführlichen Bericht dazu. Ich bin beeindruckt und begeistert!

Freundliche Grüße aus dem Untertaunus
Helmut
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Willi56
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Re: Wikinger Schwert

Beitrag von Willi56 »

Helmut-P hat geschrieben: Dienstag 16. Mai 2023, 13:18 Hallo Jochen,

auch wenn's weder rund noch aus Holz ist: :respekt: vor dieser tollen Arbeit und :danke: für den ausführlichen Bericht dazu. Ich bin beeindruckt und begeistert!

Freundliche Grüße aus dem Untertaunus
Helmut
Ich kann dem Helmut nur beipflichten.

LG
Willi,
der mit den drei Islandhunden
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c.w.
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In der Zeit habe ich viel gemalt.
Seit meiner Ausbildung arbeite ich in der Landwirtschaft.
2005 habe ich mit dem drechseln begonnen .
ich habe viele Schalen gedrechselt bis ich erschreckt feststellen mußte
das ich in jedem stück Holz immer nur eine Schale gesehen habe.
also weg vom Schalendrechseln..................
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Re: Wikinger Schwert

Beitrag von c.w. »

Tolle Arbeit :Pokal:
liebe Grüße Christine



ich bin auf dem Holzweg
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Re: Wikinger Schwert

Beitrag von Colt 45 »

Hallo Jochen,
auch ich schließe mich meinen Vorrednern an,
und bin begeistert von deiner Arbeit.
Dein Wikinger Schwert sieht super aus. :respekt: :Pokal: :.:

Schöne Grüße aus Rheinhessen
Josef
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Re: Wikinger Schwert

Beitrag von klaus-gerd »

was für eine schöne Arbeit.
Ich bin echt begeistert
KG
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Josch
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Re: Wikinger Schwert

Beitrag von Josch »

Das ist Handwerkskunst vom Feinsten. Danke für den interessanten Bericht. :danke:
Grüße vom Feierabenddrechsler Joachim
(www.feierabenddrechsler.de)
finn2012
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Re: Wikinger Schwert

Beitrag von finn2012 »

......da lacht das Herz eines Modellbauers und Gießers

Toller Bericht und vielen Dank fürs zeigen.

Viele Grüße

Uli
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Faulenzer
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Re: Wikinger Schwert

Beitrag von Faulenzer »

Wirklich ein schöner Bericht. Feine Handwerkskunst :Pokal: :Pokal:

:danke:
Gruß Frank

Halbbretonischer Wusel
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mannitwo
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Re: Wikinger Schwert

Beitrag von mannitwo »

Tolle Umsetzung deiner Idee, meinen Glückwunsch.

Welches Flußmittel hast du beim Feuerschweißen verwendet?

Borax oder Quarzsand?
Gruß
Manfred
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Benno
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Re: Wikinger Schwert

Beitrag von Benno »

Hallo Peter,
jeder der mal selbst versucht hat - mit oder ohne Anleitung - etwas zu schmieden, der weiß, was du geschaffen hast.
:danke: :Pokal: :respekt:
Gruß

Benno
Splintholz
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Re: Wikinger Schwert

Beitrag von Splintholz »

Hallo Manfred
Wie üblich habe ich jede Menge Borax genommen. Es gibt daher auch keinen Schweiß Fehler. Zum Strecken der Klinge wurde eine Presse eingesetzt. Das Aufsohlen der Schneidlage dann zu Zweit mit dem Hammer.
Gruß Jochen
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mannitwo
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Re: Wikinger Schwert

Beitrag von mannitwo »

Hallo Jochen,

Danke für die Info.
Gruß
Manfred
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Über Drechselkurse, Beratung erfahrener Handwerker und netter Menschen habe ich die Freude an der Drechselei beibehalten.
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Re: Wikinger Schwert

Beitrag von Palmendrechsler »

Hallo Jochen,
ein sehr schönes Ergebnis handwerklicher Schmiedekunst zeigst du, herzlichen Glückwunsch!
Danke für den interessanten Bericht und vollste Anerkennung aus der Klingenstadt Solingen.
Liebe Grüße Helmut
Splintholz
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Re: Wikinger Schwert

Beitrag von Splintholz »

Hallo Helmut
Danke für Dein Lob. Aus Solingen besitze ich ein originales Rapier aus dem 16. Jahrhundert.
Gruß Jochen
Palmendrechsler
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Re: Wikinger Schwert

Beitrag von Palmendrechsler »

Hallo Jochen,
Dank zurück, hast du Kontakte zu Solinger Messermachern oder Schwertfegern? Warst du auf der "Knife"?
Schöne Damastmesser ( echter Damast) bleiben für mich ein Traum.
Liebe Grüße Helmut
Splintholz
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Re: Wikinger Schwert

Beitrag von Splintholz »

Hallo Helmut
Ich kenne sonst niemand aus dem Bereich Klinge. Ich sammle alte Klingen und versuche mich in dieses alte Handwerk hineinzuversetzen. Wenn man sieht, was sich die Leute damals für eine Arbeit gemacht haben, insbesonders die Schleifer, kann man froh sein, auf moderne Maschinen zurück zu greifen. Es gibt tolle Kurse für die Herstellung eines Damastmessers über 3 Tage mit entsprechender Begleitung bei der Arbeit. So habe ich auch mal angefangen. Drechseln lernen war für mich schwerer.
Gruß Jochen
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